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Abb. 86 Marmorstandbild einer Frau aus Herkulaneum
im Albertinum

Nöthnitz war und von 1754–55 in Dresden selbst lebte, sah die Antiken wohl, aber er erzählt: „Ich kann das Vorzüglichste von Schönheit nicht angeben, weil die besten Statuen in einem Schuppen von Brettern wie die Heringe gepackt standen, und zu sehen, aber nicht zu betrachten waren. Einige waren bequemer gestellt, und unter ihnen sind drei bekleidete weibliche Figuren, welche die ersten herkulanischen Entdeckungen sind.“

Dieser Zustand ist nur aus der Leidenschaft des Sammelns zu begreifen. August III. hatte neben seiner Kunstfreude offenbar auch noch den Ehrgeiz des Sammlers, alles irgendwie Erreichbare auch zu besitzen. Das Verständnis für die Antike begann eben erst wieder. August hat es mittelbar stark gefördert, indem er Winckelmann durch eine Pension die Möglichkeit gab, nach Rom überzusiedeln. Er hatte auf Brühls Empfehlung die Widmung von Winckelmanns erster in Dresden entstandener Schrift – Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst Dresden 1755 – angenommen. Obwohl sein eigener Geschmack – namentlich die Ausschmückung des Hubertusburger Schlosses mit Trophäen und Armaturen – darin angegriffen war, erklärte der König, nachdem er das Werk gelesen: „Dieser Fisch soll in sein rechtes Wasser kommen.“ Er gewährte ihm auf zwei Jahre eine Pension von 200 Talern, damit er nach Rom reisen und weiter studieren könne.

DRESDEN ALS KUNSTSTADT.

Mit Recht schrieb Winckelmann über August III., den er als deutschen Titus feierte: Es ist ein ewiges Denkmal der Größe dieses Monarchen, daß zur Bildung des guten Geschmackes die größten Schätze aus Italien, und was sonst

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/181&oldid=- (Version vom 21.2.2023)