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Vollkommenes in der Malerei in anderen Ländern hervorgebracht worden war, vor den Augen aller Welt aufgestellt sind. Sein Eifer, die Künste zu verewigen, hat endlich nicht geruhet, bis wahrhafte untrügliche Werke griechischer Meister, und zwar vom ersten Range, dem Künstler zur Nachahmung sind gegeben worden. Die reinsten Quellen der Kunst sind geöffnet; glücklich ist, wer findet und schmecket. Diese Quellen suchen, heißt nach Athen reisen; und Dresden wird ein wahres Athen für Künstler.

In der Tat war Dresden damals unbedingt die erste Kunststadt Deutschlands. Außer der Düsseldorfer war die Dresdner Galerie die einzige Sammlung in Norddeutschland, wo man Werke der großen Maler Italiens und der Niederlande sehen konnte. Einzigartig, wenn auch erst seit 1782 gut sichtbar, war die Antikensammlung. Das Kupferstichkabinett entwickelte sich ebenfalls zu einer Kunstsammlung ersten Ranges. Dresden war überhaupt ein Mittelpunkt der Künstler und Gebildeten wie kein zweiter Ort Deutschlands. Hier lebte außer Heinecken und Lippert noch der Gelehrte Algarotti, der eine Zeitlang Antiquar des Kurprinzen Friedrich Christian war. Hier lebte auch Philipp Daniel Lippert, der eine umfängliche Sammlung antiker Gemmen in Abgüssen zustande brachte und das Sammeln und Studieren der geschnittenen Steine geradezu in Mode brachte. Neben Winckelmann machte weiter der spätere Leipziger Akademiedirektor Adam Friedrich Öser seine Kunststudien. Bei dem gelehrten kgl. Leibarzte Bianconi kamen jeden Abend die geistreichen Leute Dresdens zusammen, die italienischen Sänger der Hofoper, Maler, Bildhauer und Gelehrte.

Man pflegt zu sagen, August III. habe an Stelle des französischen den italienischen Geschmack in Dresden eingebürgert; man würde wohl richtiger sagen: neben dem französischen. Denn dieser saß so fest, daß er nicht völlig verdrängt werden konnte, und hat die Nebenherrschaft des italienischen überdauert.

In das Theater, von dem hier ja nicht weiter die Rede sein soll, teilten sich Deutsche, Italiener und Franzosen. Die Oper war italienisch, das Schauspiel deutsch, für Dekorationen und sonstige Vorrichtungen zu den beliebten großartigen Aufzügen ließ man aus Paris den Theaterbaumeister Servandoni kommen. Auf dem Gebiete der Architektur herrschte Brühls Günstling Knöffel, während

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/182&oldid=- (Version vom 21.2.2023)