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Longuelune nur noch als Lehrer der künftigen Generation in Betracht kommt; für den Bau der katholischen Hofkirche aber wird der Italiener Gataëno Chiaveri, den August in Warschau kennen gelernt hatte, nach Dresden berufen, mit ihm auch italienische Baukondukteure, der Bildhauer Lorenzo Mattielli aus Vicenza, der Maler Stefano Torelli aus Bologna; dazu kamen die Plafondmaler Giambattista Groni und Antonio Pellegrini aus Venedig, den Winckelmann einen glücklichen Kunstwindbeutel nennt. Weit bedeutender war der Prospektmaler Bernardo Belotto, genannt Canaletto. Dazu kamen unter 40 Malern, Zeichnern und Kupferstechern, die der König auf einmal besoldete, noch acht Franzosen, darunter die beiden Silvestre und Coudray, den Winckelmann als den bedeutendsten Dresdner Bildhauer bezeichnet und unter 15 Deutschen besonders Christian Dieterich, genannt Dieterici und die beiden Mengs: Ismael Mengs und sein Sohn Anton Raphael Mengs. Im ganzen, wie man sieht, eine bunt gemischte Gesellschaft.

BAUORDNUNG.

Betrachten wir zunächst, was auf dem Gebiete der Architektur geschaffen wurde. In der Bauordnung, die bald nach Augusts III. Regierungsantritt erlassen wurde, findet sich eine bemerkenswerte Stelle, welche die allgemeinen Grundsätze für die Zukunft enthält. Es wird nämlich „wegen der unter den Architekten eingerissenen Mißwirtschaft und Willkür verordnet:

„Wir wollen, daß künftighin bei allen aufzuführenden Palais und anderen Bauten, sowohl auf den davon zu hoffenden Nutzen und Gemächlichkeit, dermalen aber was die Struktur betrifft, dahin gesehen werde, daß in allen Stücken und Teilen des Gebäudes etwas nobles, dabei aber doch an Schmuck und Zieraten nicht überflüssiges, weniger etwas gezwungenes und unanständiges, wohl aber dagegen alles sich dergestalt eingerichtet finde, daß es einesteils dem Hauptzwecke, wozu jedes Gebäude von Uns destiniert, gemäß sei (bienséant), andererseits die Architektur durch die angebrachten Zierate nicht verdunkelt noch unterdrückt, vielmehr durch ihre anständige Vergesellschaftung noch mehr releviert werde. Und da Wir glauben, daß auf solche Weise zwei bis drei Teile von dem Schnitzwerke und der Bildhauerarbeit, wie solches bis dahin hier und da angebracht worden, wegbleiben könne, also sollen dagegen diejenigen Zierate, deren

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/183&oldid=- (Version vom 21.2.2023)