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übrig. August III. ernannte ihn, als er erst 18 Jahre alt war, zum Hofmaler; der Minister Graf Brühl gab ihm zahlreiche Aufträge, Winckelmann nannte ihn den Raffael der Landschafter, er starb 1774 als Inspektor der Gemäldegalerie, die nicht weniger als 33 Gemälde von ihm besitzt. In seinen Gemälden ist Dietrich nichts weiter als ein Nachahmer; er setzte seinen Stolz darein, genau so zu malen wie Rembrandt oder Teniers oder wie Poelemburg usw. Nur blöde Augen werden einen Dietrich für einen Rembrandt oder einen Watteau halten. Zu seinen Lebzeiten aber waren Dietrichs Pasticci berühmt und beliebt. Und doch sagt Algarotti in seinen Versuchen von der Nachahmung überaus vernünftige Worte: „Alle die verschiedenen Manieren (der großen Meister) soll der Maler aufmerksam studieren, miteinander vergleichen und mit der Wagschale der Vernunft und Wahrheit abwägen. Er hüte sich aber wohl, sich in eine zu verlieben, daß er sie nachahmen wolle, denn sonst wird er, wie ein großer Meister in Dantes Weise sich ausdrückt, nur ein Enkel, kein Sohn der Natur werden.“ (Lionardo da Vinci Trattato della Pittura 25.) Dietrich aber, oder wie er sich auch nannte, Dieterici setzte gerade seinen Stolz darein, ein Enkel der Natur zu sein. Die Gegenwart, die nach der persönlichen Note sucht, geht kopfschüttelnd an diesem Proteus der Malerei vorüber.

Von den übrigen Malern der Augusteischen Zeit sind etwa noch Johann Alexander Thiele (1685–1752), Pietro Rotari (1707 bis 1764) und Adam Friedrich Oeser (1717–99) zu nennen. Was von Rotari zu halten ist, hat schon August III. bei seinem drastischen Vergleich mit Correggio richtig ausgesprochen. Thiele malte mit Vorliebe schöne landschaftliche Motive aus Sachsen, von diesen ansprechenden Bildchen hat die Galerie etwa ein Dutzend. Oeser, der 1739–64 in Dresden lebte, malte u. a. den Gartensaal im ehemaligen Boxbergschen Palais, der mit dem Hause verschwunden ist, als das Zentraltheater erbaut wurde. Seine sonstigen Gemälde sind manieriert und schattenhaft in der Farbe, fad in ihren allegorischen Motiven. Er hatte nicht die Kraft, selbst zu schaffen, was er mit so viel Geschmack und unter so großem Beifall lehrte.

DER SIEBENJÄHRIGE KRIEG.

Dem blühenden Kunstleben Dresdens machte der Siebenjährige Krieg ein jähes Ende. Die Preußen rückten 1756 in Sachsen ein und blieben darin bis zum

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/214&oldid=- (Version vom 2.3.2023)