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Schlusse des Krieges 1763. König August III. residierte in dieser Zeit fern von seinen Kunstschätzen, die zum großen Teil auf der Festung Königstein geborgen waren, in Warschau. Die Künstler, deren Pensionen nicht mehr gezahlt werden konnten, zerstreuten sich in alle Winde; die Ankäufe für die Galerie hörten auf und die Bewohner Dresdens harrten in banger Erwartung des Endes des unglückseligen Krieges.

Unglücklicher Hirte! Wann wirst Du die zerstreuten Schafe wieder um Dich versammeln? Wie rufen sie so ängstlich im Dornengehecke nach Dir!

So sagt Lessing in treffender Kennzeichnung der Zustände in einer Ode an Gleim (Bd. II 3).

Die Stadt Dresden selbst hatte während des Siebenjährigen Krieges Schlimmes zu erdulden, und die Folgen des Krieges haben sich im Stadtbilde nicht unerheblich bemerkbar gemacht. Als im Jahre 1758 die Österreicher unter Daun anrückten, um die Stadt zu erobern, ließ der preußische Kommandant Schmettau in Dresden die östlichen Vorstädte verbrennen, jene Vorstädte, die, wie Archenholtz sagt, den schönsten Städten in Europa glichen mit ihren Palästen und Gartenhäusern der Großen und Reichen, als Sitz einer Menge von Fabrikanten, die hier die Größe der sächsischen Industrie durch zierliche Arbeiten zeigten. 245 Häuser brannten damals nieder. Und wie in diesem Jahre die Pirnaische, so verfiel im folgenden die Wilsdruffer Vorstadt demselben Schicksale. Diesmal wurden 85 Häuser zerstört. Im Jahre 1760 aber belagerten die Preußen ihrerseits unter Friedrich dem Großen die Stadt und Festung Dresden. Sechs Tage lang, vom 15. bis zum 21. Juli, wurde sie ununterbrochen beschossen, am 18. Juli sogar förmlich bombardiert und bis zum 30. Juli, dem Tage, da endlich Friedrich nach Schlesien abzog, dauerten die Kämpfe der Österreicher und Preußen um das unglückliche Dresden.

Jammervoll entsetzlich sah es in der Stadt aus. „Dresden ist nicht mehr ganz vorhanden“, heißt es in einem zeitgenössischen Bericht, sein Schönstes und Bestes liegt in Asche. Seine größten Paläste und Straßen, wo Kunst und Pracht miteinander um den Vorrang stritten, sind Steinhaufen; die Haupt- und Kreuzkirche, selbst deren Turm haben Feuerkugeln und Bomben ruiniert. Die reichsten Einwohner sind arm geworden; denn was ihnen noch

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/215&oldid=- (Version vom 21.12.2022)