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zur Geltung zu bringen. In diesen Fragen wie in der gesamten Anordnung bewährte sich die organisatorische Kraft und das Feingefühl Gotthardt Kühls, der alle Kunstausstellungen seit 1897 geleitet hat. Dabei wurde nicht bloß wie früher der Malerei, sondern auch der Plastik und nicht minder der graphischen Kunst die volle Aufmerksamkeit zugewendet, und geradezu ein reformatorisches Ereignis war es, daß seit Jahrzehnten zum ersten Male auch das Kunstgewerbe wieder zu den Kunstausstellungen herangezogen wurde. Ausschließlich das moderne. Die Dresdner Ausstellungen haben in erster Reihe dem modernen Kunstgewerbe durch die Tat die Bahn gebrochen. Auch für irgend eine besondere Veranstaltung wurde jedesmal Sorge getragen.

Bei der Internationalen Kunstausstellung des Jahres 1897 wandelte Paul Wallot die Haupthalle in einen Garten um, in dessen Grün die Plastik in vorzüglicher Weise zur Geltung kam. Zum ersten Male trat die belgische Plastik in imponierender Fülle auf den Plan, vor allem wurde neben den Werken von van der Stappen, Jef Lambeaux, Lagae, Samuel, Dubois usw. das gesamte Lebenswerk Konstantin Meuniers vorgeführt, ein künstlerisches Ereignis ersten Ranges. Auch das erste geschlossene Auftreten der Worpsweder erregte lebhafte Aufmerksamkeit. Weiter sahen wir mit Staunen die modernen französischen Zimmereinrichtungen, zum Teil mit Wanddekorationen von A. Besnard, dazu die keramischen Erzeugnisse von Bigot, Dalpayrat und Lebros die Gläser von Tiffany, auch das neue Kopenhagener Porzellan und sonstige Erzeugnisse moderner dekorativer Kunst.

Im Jahre 1899 stattete Julius Gräbner die große Mittelhalle aus, wobei er namentlich durch kräftige Farbengegensätze wirkte. Besondere Säle hatten Adolf Hildebrand und Max Klinger inne: von jenem waren mehr als zwanzig Werke zu sehen, darunter seine Luna, Max Klinger stellte zum ersten Male das Riesengemälde Christus im Olymp, die Amphitrite und die erste Fassung des Dramas aus. Wertvolle besondere Veranstaltungen kunstgeschichtlicher Art waren: die Cranach-Ausstellung von Carl Wörmann und die Ausstellung von Altmeißner Porzellan. Das moderne Kunstgewerbe war durch eine ganze Reihe von deutschen Künstlern vertreten: die Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk zu München — Richard Riemerschmid, Bernhard Pankok,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/345&oldid=- (Version vom 25.1.2023)