Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/90

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und Komödien im Riesensaale des Schlosses zu errichten, als Kurfürst aber erbaute er 1664 das erste Opern- oder Komödienhaus, ein Gebäude mit eigenartiger Inneneinrichtung, über die man bei Gurlitt nachlesen kann. Es stand an das Schloß angebaut gegenüber dem jetzigen Ostpavillon des Zwingers und diente seinem Zwecke bis 1707, dann wurde es für den katholischen Gottesdienst umgebaut, weiter wurde das Komödienhaus oder ein Neubau an seiner Stelle von 1757 an als Ballhaus benutzt, von 1804 bis zu seinem Abbruch 1888 endlich diente es als Hauptstaatsarchiv.

Die sogenannten Ballette, in denen wir die ersten Anfänge der Dresdner Oper zu sehen haben, bildeten nur einen Teil der großartigen Festlichkeiten, die Johann Georg II. im Wettbewerb mit den Höfen Italiens und Deutschlands veranstaltete. So gab er 1662 „zur Vermählung seiner Tochter Erdmuthe mit dem Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Kulmbach ausgedehnte Festlichkeiten, die sehr große Vorbereitungen erforderten. Sie dauerten vom 18. Oktober bis zum 13. November. Darunter waren verschiedene Karusselle und Ringrennen mit prächtigen Aufzügen, sowie allerhand Jagden und ein viertägiges Stahlschießen. Diese ritterlichen Übungen wechselten ab mit edleren Vergnügungen, Opern, Komödien und einem Feuerwerk, darstellend die Eroberung des goldenen Vließes durch Jason. Großes Aufsehen machte besonders die Oper Il Paride, die der Kapellmeister Bontempi eigens für dieses Fest komponiert hatte. Als Nachspiel folgte ihr am anderen Tage die Komödie von der Belagerung der Stadt Troja, „und zwar der erste Teil, bis auf den Tod des Hectors“, sodann zwei Tage später der andere Teil von der Belagerung und endlichen Zerstörung Trojas „in einer Tragödie vorgestellt“. Ähnliche Festlichkeiten wurden in Dresden gefeiert bei der Vermählung des Kurprinzen Johann Georg III. im Dezember 1666 und im Januar 1667 und bei der Geburt seiner Söhne Johann Georg IV. 1668 und Friedrich August 1670. An diese reihen sich die Feiern bei der Zusammenkunft der Mitglieder des Hauses in Dresden“. (Vgl. Hoffeste und Festbauten vor Entstehung des Zwingers von Jean Louis Sponsel.) Das äußerste an fürstlicher Pracht ward geleistet, als im Jahre 1678 die drei Brüder des Kurfürsten, die Herzöge August zu Sachsen-Weißenfels, Christian zu Sachsen-Merseburg und Moritz zu Sachsen-Zeitz mit ihren Gemahlinnen,

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/90&oldid=- (Version vom 20.1.2023)