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Monarchen Nimrod. In den „Kartells“, die für die Teilnehmer der Vorbereitung wegen ausgegeben wurden, wird in gespreizter, schwülstiger Sprache erzählt, wie die sieben Planeten „durch den Hochmut eingebildeter Tapferkeit fast mit Gewalt von ihrem Sitze herabgenötigt und auf den Kampfplatz gefordert werden.“ „Nimrod, der Enkel des großen Cham... ist aus dem Abgrund der unteren Welt mit einem Schwalle seiner Reichs-Folgere heraufgestiegen und unterstehet sich, sambt solchem seinem Comitat, Uns siebenfach verbrüderte Gestirne zu einem Ring- und Quintanrennen herauszufordern“ usw. Beim Quintanrennen wurde mit der Quintane, d. h. mit der Lanze nach den Köpfen holzgeschnitzter Tiere gestochen; bei anderen Kopfrennen brauchte man den Wurfspeer oder den Säbel; beim Ringrennen galt es, im Reiten oder Fahren aufgehängte Ringe mit der Lanze herabzuholen; beim Karussellreiten ritten verschiedene Gruppen von Reitern und Reiterinnen – jede Gruppe durch gleichartiges Kostüm kenntlich – mannigfache Figuren in verschiedenen Gangarten, meist waren sie mit einer Art des Kopfrennens verbunden. Bei dem Planeten-Quintanrennen erschienen die Teilnehmer als Merkur, Venus, Mars, Jupiter usw. verkleidet, die Gefolgschaft in entsprechenden antiken Kostümen. Dem Quintanrennen folgte die Aufführung der „musikalischen Opera und Ballett von Wirkung der sieben Planeten. Cupido singt den Prolog, dann folgen in sieben Verwandlungen je einer der sieben Götter und Göttinnen. Jede Gottheit stellt sich in einigen Versen vor, die entsprechende Gefolgschaft tanzt ein Ballett. In ähnlicher Weise sind ein Ringrennen, eine Fischermaskerade und ein Jäger-Büchsenschießen der Diana gewidmet, ein zweites Büchsenschießen und ein Feuerwerk dem Herkules usw. Bei allen diesen Festen wurde die Umgebung mit der Handlung durch glanzvolle Dekorationen in Einklang gesetzt; durch kunstreiche Maschinen wurden Parnaß, Olymp, Planeten, Elemente, Jahreszeiten, Weltteile und andere mythologische und allegorische Darstellungen vorgeführt, und auf dieser Schaubühne ergingen sich dann die Mitglieder der Hofgesellschaft in antiken prunkvollen Gewändern und suchten möglichst den Charakter ihrer Rollen zu wahren.“

BÜRGERHÄUSER.

Von Dresdens Monumentalbauten des 17. Jahrhunderts ist außer dem Schloßturm und dem Palais im Großen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/92&oldid=- (Version vom 16.12.2022)