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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn

die wahrhaft heiligen Kämpfe rüsten, die Leibesübungen geringschätzen und auf die gute Beschaffenheit der Seele bedacht sind durch ernstes Streben nach dem Siege über die widerstreitenden Leidenschaften. 49 Wodurch nun aber ein jeder von diesen einem und demselben Ziele zustrebenden (Männern) sich ausgezeichnet hat, werden wir alsbald genauer angeben; was jedoch vorher über die drei im allgemeinen zu sagen ist, darf nicht mit Stillschweigen übergangen werden. 50 Alle drei gehören einem Hause und einem Geschlecht an – der letzte ist der Sohn des zweiten und der Enkel des ersten –, und alle sind Gottes Freunde und Gottes Lieblinge: sie liebten den wahren Gott und wurden von ihm geliebt, und er würdigte sie, wie die Gottesworte melden, wegen ihres ausserordentlich tugendhaften Lebens des Vorzuges, an seiner Benennung teilzunehmen. 51 Denn seinen eigenen Namen verband er mit den ihrigen und legte sich selbst die aus den dreien zusammengesetzte Bezeichnung bei: „dieses“, sagt er, „ist mein Name auf ewig, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs“ [9 M.] (2 Mos. 3,15); statt des absoluten also der relative Name; vielleicht nicht ohne Grund; denn Gott bedarf (eigentlich) keines Namens, aber trotzdem er keinen nötig hat, schenkte er gleichwohl dem Menschengeschlecht eine passende Bezeichnung, damit sie zu Bitten und Flehen ihre Zuflucht nehmen könnten und nicht ohne gute Hoffnung blieben. [11] 52 Dies scheint nun zwar so gesagt zu sein, als ob es sich nur um fromme Männer handelte; es liegt aber darin eine Bedeutung von tieferer und viel besserer Natur als die Dinge in der Sinnenwelt haben. Die heilige Schrift scheint nämlich Charaktere der Seele vorzuführen und zwar lauter gute, von denen der eine infolge von Belehrung, der andere vermöge seiner Naturanlage, der dritte durch Uebung nach dem Guten strebte. Denn der erste, mit Namen Abraham, ist das Sinnbild der durch Belehrung erworbenen Tugend, der zweite, Isaak, das Sinnbild der natürlichen (angeborenen), der dritte, Jakob, das Sinnbild der durch Uebung erworbenen (Tugend). 53 Allerdings ist nicht zu verkennen, dass jeder von ihnen sich alle drei Fähigkeiten zu eigen machte, allein jeder wurde nach der genannt, die er in hervorragendem Masse besass;

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Philon: Ueber Abraham (De Abrahamo) übersetzt von Joseph Cohn. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloAbrGermanCohn.djvu/17&oldid=- (Version vom 11.5.2019)