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Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang

und seiner Kräfte,[1] geboren; „jung ist er“ noch,[2] wenn er auch durch die Länge der Zeit grau geworden wäre, ohne eine altersreife Meinung und Kunde überhaupt vernommen zu haben, wie sie die Genossen des Moses aufstellten und als nützlichsten Besitz und Genuß für sich selbst und die (mit ihnen) in Berührung Kommenden fanden. 121 Deshalb scheint es mir, als lasse er ihn, weil er seine Gestalt und die genaueste Erscheinung seines Charakters deutlicher beschreiben wollte, die Herden weidend auftreten mit keinem ebenbürtigen, sondern mit den unebenbürtigen[3] Brüdern, die, da sie von Nebengattinnen geboren wurden, von der schlechteren Abstammung, der weiblicherseits, aber nicht von der besseren, der männlicherseits, ihren Namen erhalten; denn sie werden hier Söhne der Weiber Bilha und Silpa, aber nicht Israels, ihres Vaters, genannt.

[291 M.] [26] 122 Man wird aber mit Recht fragen, warum es unmittelbar nach (der Schilderung) der Vollkommenheit[4] Noahs in den Tugenden heißt, daß „die Erde vernichtet wurde vor Gott und erfüllt mit Ungerechtigkeit“ (1 Mos. 6, 11). Doch ist es wohl für einen, der in der Wissenschaft nicht gänzlich unerfahren ist, nicht schwer, eine Lösung zu finden. 123 Man muß also sagen, daß, wenn in der Seele das unvergängliche Wesen erschien, das sterbliche sofort vernichtet wird; denn die Geburt guter Taten ist der Tod der bösen, wie auch beim Aufleuchten eines Lichtes das Dunkel verschwindet. Deshalb wird in dem Gesetz über den Aussatz ganz deutlich gesagt, „wenn lebende Farbe[5] an dem Aussätzigen erschien, wird er unrein werden“ (3 Mos. 13, 14. 15); 124 und gerade folgendes verbindet er damit und fügt es andeutungsweise hinzu: „und es macht [ihn][6] unrein die gesunde


  1. Joseph ist bei Philo ὁ τῶν τοῦ σώματος ἐπιτηδείων προστάτης (De mut. nom. § 89), (ὅλος) εἰς τὰς τοῦ σώματος καὶ τῶν αἰσθήσεων (εἰσδεδυκώς) (Über die Nachstell. § 17).
  2. Nach unserem Bibelvers; Vgl. Über die Nüchternheit § 12.
  3. Die Bezeichnung der Mägdesöhne als unebenbürtig (ebenso All. Erkl. II § 94, Über die Nüchternheit § 12, Über die Tugenden § 224) entspricht griechisch-römischen, nicht jüdischen Rechtsbegriffen.
  4. Zwar gilt Noah Über die Landwirtschaft § 125ff. nicht als vollkommen, sondern als „Anfänger“; Philo sieht von dieser Auffassung und ihrer schriftmäßigen Begründung ab, da sie in unseren Zusammenhang nicht paßt.
  5. Philo nimmt den Ausdruck χρὼς ζῶν, der eigentlich wildes Fleisch bedeutet, in dem anderen Sinne, den χρώς im Griechischen haben kann, nämlich gleich χρῶμα Hautfarbe, wie aus § 125 hervorgeht, wo er χρῶμα für χρώς setzt.
  6. Die von Mangey aus dem Septuagintatext vorgeschlagene Hinzufügung αὐτόν macht hier den Sinn, in dem Philo den Vers verstanden wissen will, deutlicher.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang. H. & M. Marcus, Breslau 1923, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloDeusGermanLeisegang.djvu/28&oldid=- (Version vom 21.2.2022)