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Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang

sein wirst. [25] 116 Die Gnadenbezeugungen von Oberkerkermeistern weise also mit aller Kraft ab, nach denen des Urgrundes dagegen strebe mit allem Eifer. Wenn du aber dazu nicht imstande bist – denn außerordentlich ist die Größe der (an dich gestellten) Anforderung –, gehe unverzüglich zu seinen Kräften und werde deren Bittsteller, bis sie die Beständigkeit und Echtheit deiner Verehrung anerkennen und dich in die Reihe derer einordnen, die ihnen Wohlgefallen, wie auch den Noah, von dessen Kindern (die Schrift) ein ganz bewundernswertes und völlig eigenartiges Verzeichnis aufstellt; 117 es heißt nämlich: „Das sind die Erzeugnisse Noahs: Noah war ein gerechter Mensch, ein vollkommener in seinem Geschlecht; bei Gott fand Noah Wohlgefallen“[1] (1 Mos. 6, 9). Müssen doch die Erzeugnisse des Körpers selbst auch Körper sein; denn Pferde erzeugen Pferde, Löwen Löwen und Rinder Stiere, ebenso notwendigerweise auch Menschen Menschen; 118 eines guten Geistes Kinder aber sind nicht dergleichen, sondern die erwähnten Tugenden: das Menschsein, das Gerechtsein, das Vollkommensein, das Gottwohlgefallen, welches als das Vollendetste und der Gipfel des höchsten Glückes zum Schlüsse genannt wird. 119 „Zeugung“ aber ist einerseits die Führung und gewissermaßen der Weg aus dem Nichtsein in das Sein – in diesem Sinne wenden sie Pflanzen und Tiere notwendig immer an –, andererseits aber ist sie Verwandlung aus einer besseren Gattung in eine geringere Art, an die er (Moses) denkt, wenn er sagt: „Das aber sind die Zeugungen Jakobs: Joseph war siebzehn Jahre alt, als er mit seinen Brüdern die Schafe weidete, er war aber jung, mit den Söhnen Bilhas und Silpas, der Weiber seines Vaters“ (1 Mos. 37, 2).[2] 120 Denn sobald dieser ringende und erkenntnisliebende Geist[3] von den göttlicheren Gedanken zu menschlichen und irdischen Ansichten hinabgezogen wurde, wird sogleich Joseph, der Reigenführer des Körpers


  1. In Wahrheit ist natürlich gemeint: Dies ist die Geschlechtsfolge Noahs, (der) ein gerechter Mann usw. war. Philo bezieht aber die Überschrift der ganzen Noaherzählung in willkürlichem Mißverständnis nur auf die Angaben des gleichen Verses, indem er unter γενέσεις nicht wie sonst (Über Abraham § 31ff.; Quaest. in Gen. I § 97) die Erzeuger, sondern die Erzeugten versteht und die folgenden Eigenschaften Noahs als diese Erzeugnisse faßt; dies legt auch der MT nahe; daher die in der Anmerk. zu Über Abraham angeführten Parallelen. Die Übersetzung trägt der folgenden Deutung Rechnung.
  2. Vgl. Über Joseph § 2ff.
  3. Nämlich Jakob, der ἀσκητής.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Unveränderlichkeit Gottes (Quod Deus sit immutabilis) übersetzt von Hans Leisegang. H. & M. Marcus, Breslau 1923, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloDeusGermanLeisegang.djvu/27&oldid=- (Version vom 21.2.2022)