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Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/022

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die älteren[1] Güter, durch die die Seele genährt wird, Gott zu, die jüngeren, die aus der Flucht vor Vergehen entspringen, einem Diener Gottes.[2] 68 Deshalb, glaube ich, gibt sie auch an der Stelle, wo sie über die Weltschöpfung philosophische Betrachtungen anstellte, an, alles übrige sei von Gott geschaffen, und nur der Mensch unter Mitwirkung anderer gebildet worden. Sie sagt nämlich: „Gott sprach: wir wollen einen Menschen nach unserem Bilde machen“ (1 Mos. 1, 26) und weist dabei mit den Worten „wir wollen machen“ auf eine Mehrzahl (von Schöpfern) hin. 69 Der Vater des Alls redet also mit seinen Kräften,[3] denen er den sterblichen Teil unserer Seele zu bilden überließ, in Nachahmung der Kunst, die er selbst ausübte, als er den vernünftigen Seelenteil in uns formte; denn er hielt es für recht, daß der herrschende Teil in der Seele vom Herrscher, der untergeordnete von untergeordneten Kräften geschaffen würde. 70 Gott verwandte aber die mit ihm gemeinsam tätigen Kräfte nicht nur aus dem angegebenen Grunde, sondern auch, weil die menschliche Seele als einzige bestimmt war, die Begriffe zugleich des Guten und des Schlechten zu fassen, um die einen oder die anderen davon, wenn schon nicht beide, zur Anwendung zu bringen. Er hielt es daher für notwendig, die Erschaffung des Schlechten anderen Schöpfern zuzuweisen, die des Guten dagegen sich selbst vorzubehalten.[4] [14] 71 Deshalb wird auch, nachdem vorher in der Mehrzahl gesagt worden war: „wir wollen einen Menschen machen“, in der Einzahl hinzugefügt: „Gott schuf den Menschen“ (1 Mos. 1, 27). Denn den wahren Menschen, welcher reinster Geist ist, erschafft nur einer, der alleinige Gott, den mit Sinnlichkeit vermischten, sogenannten Menschen dagegen, eine Mehrzahl. 72 Deshalb wird der Mensch im eigentlichen Sinne mit dem Artikel erwähnt – denn es heißt: Gott schuf den Menschen“, das heißt eben jenen gestaltlosen, unvermischten Geist –, der andere ohne dessen Hinzufügung; denn die Worte: „wir wollen einen Menschen machen“ bezeichnen den aus unvernünftiger und vernünftiger Natur zusammengewebten.[5] 73 Dementsprechend weist (die


  1. Über den Doppelsinn von πρεσβύτερος vgl. Ü. d. Nüchternh. § 7 Anm. 2. Μ. A.
  2. Vgl. All. Erkl. III § 177; Ü. d. Verwirrung d. Sprachen § 181.
  3. Zum folgenden vgl. Jakob Horovitz, Untersuchungen über Philons und Platons Lehre von der Weltschöpfung (1900) 112ff. I. H.
  4. Vgl. Über die Weltschöpfung § 75 mit der Anm. zu dieser Stelle.
  5. Vgl. Über die Weltschöpfung § 134; All. Erkl. I § 31.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/022&oldid=- (Version vom 21.5.2018)