Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
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Mangels an Lebensmitteln aus Babylon und den Provinzen Innerasiens nach Aegypten übergesiedelt waren, und gewissermassen Schutzflehende, die wie zu einem heiligen Asyl unter des Königs Schutz und der Bewohner Mitleid sich geflüchtet hatten. 35 Fremde sollten nach meiner Meinung von dem Wirtsvolke als Schutzsuchende behandelt werden, haben sie sich aber dauernd niedergelassen, nicht bloss als Schutzsuchende, sondern auch als Freunde, wenn sie sich um Gleichberechtigung mit den Bürgern bemühen und nahezu schon Vollbürger sind, die sich nur wenig von den Eingeborenen unterscheiden. 36 Diese nun, die ihre Heimat verlassen hatten und nach Aegypten gekommen waren, um dort wie in einem zweiten Vaterlande sicher wohnen zu können, behandelte der Herrscher des Landes als Sklaven und unterjochte sie, als hätte er sie nach Kriegsrecht als Kriegsgefangene gewonnen oder von Besitzern gekauft, deren Hausgesinde sie waren, und machte sie, die nicht nur freie Männer, sondern auch seine Gastfreunde, Schutzverwandte und Beisassen waren, zu Sklaven, ohne Scheu und Furcht vor der Gottheit, die den Freien, den Fremden, den Schutzflehenden, den häuslichen Herd schützt[1] und über alle wacht, die in solcher Lage sich befinden. 37 Darauf stellte er gebieterisch Forderungen an sie, die über ihre Kraft gingen, und fügte Arbeitsleistung zu Arbeitsleistung, und denen, die aus Schwäche versagten, drohte strenge Strafe, denn zu Aufsehern über ihre Arbeiten wählte er mitleidslose, gemütsrohe Menschen, die keinem Nachsicht gewährten, und die sie „Arbeitseintreiber“ (2 Mos. 3,7) nach ihrem Tun nannten. 38 Die Arbeit aber bestand darin, dass die einen Lehm zu Ziegeln formen, andere von allen Seiten Stoppeln zusammentragen mussten – denn für den Ziegel sind Stoppeln ein Bindemittel –; noch andere wurden mit dem Bau von Häusern, Festungen und Städten und dem Graben von Kanälen beauftragt, wozu sie selbst Tag und Nacht ohne Ablösung und ohne irgend welche Ruhezeit, selbst ohne die zum Schlaf nötige Zeit[2],
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/016&oldid=- (Version vom 1.8.2018)