Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt | |
|
prallende und peitschende Stürme, Wolkenbrüche, Blitz und Donner in rascher Aufeinanderfolge, unaufhörliche Gewitter, die einen wunderbaren Anblick boten; denn obwohl sie mitten durch den Hagel stürmten, der doch durch seine Beschaffenheit ihnen feindlich ist, brachten sie diesen weder zum Schmelzen noch erloschen sie selbst, sondern blieben in gleicher Stärke, fuhren auf und nieder und liessen den Hagel unversehrt. 119 Aber nicht nur das ungeheuer mächtige Hereinfluten aller dieser Dinge versetzte die Bewohner in masslose Mutlosigkeit, sondern auch das Ungewöhnliche der Erscheinung; denn sie sagten sich, was auch wirklich der Fall war, dass die unerhörten Ereignisse eine Folge göttlichen Zornes seien, da die Luft wie noch nie zuvor zum Verderben und zur Vernichtung von Bäumen und Früchten sich verändert habe, mit denen zugleich nicht wenige Lebewesen umkamen, teils durch Erfrieren, teils durch die Wucht des niederfallenden Hagels wie von Steinwürfen getötet, teils vom Feuer der Blitze verzehrt; einige aber blieben halbversengt am Leben und trugen die Eindrücke der Blitzschäden an ihrem Leibe zur Warnung für die, die sie sahen. 120 (21.) Als aber das Uebel nachliess und der König und seine Umgebung wieder Mut gewannen, streckte Moses auf Gottes Geheiss seinen Stab in die Luft (2 Mos. 10,12ff.). Da fährt ein Wind daher, ein gewaltiger Süd[1], den ganzen Tag und die Nacht hindurch an Ausdehnung und Stärke zunehmend, schon an sich eine grosse Strafe; denn er ist trocken, erzeugt Kopfschmerz, schadet dem Gehör, ist geeignet Missbehagen und Angstgefühl hervorzurufen, zumal in Aegypten, das in südlicher Gegend liegt, in der der Umschwung der lichtspendenden Sterne sich vollzieht, sodass durch ihre Bewegung zugleich die Sonnenglut mit herangetrieben wird und alles verbrennt. 121 Aber zugleich mit dem Südwind wurde
- ↑ Die Septuaginta, der Philo folgt, übersetzt רוח קדים (2 Mos. 10,13) durch ἄνεμος νότος (Südwind).
Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos1GermanBadt.djvu/035&oldid=- (Version vom 1.8.2018)