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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

Welthälften die runden Smaragde mit den je sechs Inschriften auf seinen Schultern, ein Bild des Tierkreises in den zwölf Steinen auf seiner Brust, die zu dreien in vier Reihen geordnet sind, endlich ein Bild der das All zusammenhaltenden und ordnenden Kraft in dem Logeion. 134 Denn wer dem Vater des Weltalls zum Priester geweiht war, musste unbedingt dessen an Vortrefflichkeit äusserst vollkommenen Sohn[1] zu seinem Fürsprecher nehmen, sowohl zur Vergebung der Sünden als auch zur Bitte um Gewährung unerschöpflichen Glückes. 135 Vielleicht aber will dies auch lehren, dass der Diener Gottes versuchen solle, wenn es ihm auch nicht möglich sei des Weltschöpfers, so doch wenigstens seiner Welt sich völlig würdig zu erweisen, in deren Abbild gekleidet er die Pflicht hat, das Urbild sofort im Geiste zu tragen, selbst sich gewissermassen aus einem Menschen in ein Weltwesen umzugestalten und, wenn man so sagen darf, – wer über die Wahrheit spricht, hat die heilige Pflicht, volle Aufrichtigkeit zu üben – eine Welt im Kleinen in sich darzustellen[2].

136 (15.) Ausserhalb der Vorhalle an den Eingängen ist ein Waschbecken aus Erz (2 Mos. 30,18), zu dessen Anfertigung der Künstler nicht rohes Material nahm, wie es sonst zu geschehen pflegt, sondern zu anderm Gebrauch sorgfältig verfertigte Geräte, die voller Eifer und mit allem Ehrgeiz die Weiber, in Frömmigkeit mit den Männern wetteifernd, herbeibrachten in der Absicht, damit einen herrlichen Kampfpreis davonzutragen, und nach Kräften bestrebt an Frömmigkeit hinter jenen nicht zurückzubleiben. 137 Ihre Spiegel nämlich, [p. 156 M.] mit deren Hilfe sie ihre Wohlgestalt zu schmücken pflegen, brachten sie (2 Mos. 38,8), ohne jegliche Aufforderung, in


  1. d. h. die ganze Welt, deren Sinnbild (in seiner Kleidung) mit ihm im Heiligtum erscheint, – nicht, wie Zeller (Philos. d. Gr. III³ 2 S. 372 Anm. 5) meint, den Logos. Ebenso wird De spec. leg. I § 96, wo diese Auslegung der Priesterkleidung wiederkehrt, die Welt ausdrücklich Gottes Sohn genannt (vgl. zu dieser Stelle L. Cohn im Hermes XLIII S. 187). Quod Deus sit immutabilis § 31 heisst unsere sinnlich wahrnehmbare Welt Gottes jüngerer Sohn, ihr Urbild, die ideale Welt, der ältere Sohn Gottes.
  2. Ueber den Menschen als Welt im Kleinen und die Welt als Menschen im Grossen vgl. Quis rer. div. her. § 155 und Ueber die Weltschöpfung § 82ff. mit Anm. oben S. 57.
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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/032&oldid=- (Version vom 1.8.2018)