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Philon: Ueber den Dekalog (De decalogo) übersetzt von Leopold Treitel

mit dem einer den heiligsten Namen ausspricht, auch irgend welche hässliche Reden gingen. 94 Weiter suche er dazu auch einen geeigneten Ort und die geeignete Zeit; denn ich weiss ganz gut, dass manche an profanen und unreinen Orten, wo man nicht des Vaters oder der Mutter oder auch nur eines fremden alten Mannes, der rechtschaffen gelebt hat, gedenken dürfte, Schwur auf Schwur häufen und ganze Reden, die aus lauter Eiden bestehen, aneinanderreihen und dabei den vielgestaltigen Namen Gottes an unpassendster Stelle in frevelhafter Weise missbrauchen. 95 Wer nun das Gesagte missachtet, soll erstens wissen, dass er verrucht und unrein ist, dann dass stets die schwersten Strafen seiner warten, indem die zur Aufsicht über die Handlungen der Menschen gesetzte Gerechtigkeit unbeugsam und unerbittlich so grosse Vergehen verfolgt und, wenn sie nicht augenblicklich zu strafen für gut findet, unter schweren Bedingungen die Strafe gleichsam auf Borg zu geben scheint, die sie aber dann, wenn es Zeit ist, zum allgemeinen [p. 197 M.] Nutzen einfordert.

96 (20.) Das vierte Gebot handelt vom heiligen Sabbat, dass er in frommer und gottgefälliger Weise gefeiert werde. Diesen (7. Tag) feiern einige Staaten einmal im Monat[1], indem sie vom Neumond[2] ab zählen, das Volk der Juden aber regelmässig immer nach sechs Tagen. 97 Einen gewichtigen Grund dafür bringt die Schöpfungsgeschichte: dort heisst es, in sechs Tagen sei die Welt geschaffen worden, und am siebenten Tage habe Gott nach Beendigung des Schöpfungswerkes angefangen das schön Geschaffene zu betrachten. 98 Er befahl daher denen, die in diesem Staatswesen leben sollten, wie in anderen Dingen so auch hierin Gott zu folgen, also sechs Tage lang sich den Geschäften zuzuwenden,


  1. In Griechenland war der 7. Tag jedes (Mond)-Monats dem Gotte Apollon geweiht (Hesiod, Werke u. Tage v. 770. Schol. Aristoph. Plut. 1126), an manchen Orten wurde er als Festtag gefeiert durch Darbringung von Opfern, z. B. in Sparta (Herodot VI 57).
  2. Für τῆς κατὰ θεὸν νουμηνίας ist nach Cohns Vermutung τῆς κατὰ σελήνην νουμηνίας (vom Anfang des Mond-Monats) zu lesen. (Die Vermutung ist später durch den Vatikanischen Palimpsest bestätigt worden).
Empfohlene Zitierweise:
: Ueber den Dekalog (De decalogo) übersetzt von Leopold Treitel. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonDecalGermanTreitel.djvu/026&oldid=- (Version vom 9.12.2016)