Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn | |
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Vorrat soll zum zweiten Male Freude bereiten –; 113|drittens um die Berechnung zu verhindern, da die Frucht in den Aehren und Garben in ihrem Umfange unbestimmt bleibt, damit nämlich die Bewohner nicht vorzeitig den Mut sinken lassen beim Aufzehren des berechneten Vorrats, sondern durch Gemütsruhe, die eine bessere Nahrung ist als die Speisen – denn gute Nahrung ist immer die Hoffnung –, sich das schwere Leid der Hungersnot erleichtern; viertens weil auch für das Zuchtvieh Futter beschafft wird, wenn Spreu und Hacheln bei der (jährlichen) Säuberung der Erdfrucht ausgeschieden werden. 114|Als Aufseher darüber muss man aber einen verständigen und einsichtigen und in allem erprobten Mann wählen, der imstande wäre in neidloser und unantastbarer Weise alles Gesagte einzurichten, ohne dem Volke die zukünftige Hungersnot bemerkbar zu machen; denn hart wäre es, wenn die Menschen schon vorher im Herzen darunter leiden und in Hoffnungslosigkeit verfallen sollten. 115|Wenn aber einer nach der Ursache forscht, soll man sagen, es sei notwendig, wie im Frieden für die Kriegsrüstungen, p. 58 M. so in Zeiten des Ueberflusses für die Zeiten der Not zu sorgen; es sei aber unbestimmt, wann Kriege und Hungersnöte und überhaupt unerwünschte Verhältnisse eintreten; für solche müsse man gerüstet sein und dürfe nicht erst nach ihrem Eintritt Abhilfe suchen, wenn es nichts mehr nützt“.
116 (21.) Als der König die geradezu und scharfsinnig die Wahrheit treffende Deutung der Träume und den allem Anscheine nach sehr nützlichen Rat wegen der Vorkehrungen für die ungewisse Zukunft vernommen hatte, hiess er die Vertrauten näher herankommen, damit jener ihn nicht höre, und sagte: „Ihr Männer, werden wir wohl einen solchen Mann finden, der göttlichen Geist in sich hat“ (1 Mos. 41,38)? 117|Und da sie Zustimmung und Beifall bekundeten, sagte er mit einem Blick auf den dastehenden Jüngling: „Nahe ist der, den du uns suchen heissest, nicht weit entfernt ist der kluge und einsichtige Mann, der deine Ratschläge zur Ausführung bringen soll; du selbst bist es; denn nicht ohne göttliche Eingebung, scheint mir, sprichst du dies alles aus. Wohlan
Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/029&oldid=- (Version vom 5.9.2017)