Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn | |
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und ebenso über alles andere, über die Klugheit, die Tapferkeit, die Gottesfurcht, die Frömmigkeit, den Nutzen, den Vorteil, <die Menschenfreundlichkeit>, und andererseits den Unverstand, die Feigheit, die Gottlosigkeit, den Frevel, den Nachteil, den Schaden, den Eigennutz. 144|Und ausserdem noch: dies ist fremdes Eigentum, begehre es nicht; dies gehört dir, gebrauche es, aber missbrauche es nicht; du hast Ueberfluss, lass andere daran teilnehmen, denn die Schönheit des Reichtums ruht nicht in dem Geldbeutel, sondern in der Hilfeleistung für Bedürftige; du besitzest wenig, beneide nicht die Vermögenden, denn mit einem neidischen Armen wird niemand Mitleid haben; du bist angesehen und geehrt, prahle nicht damit; du bist in geringen Verhältnissen, lass deshalb den Mut nicht sinken; alles geht dir nach Wunsch, fürchte den Wechsel; du hast oft Unglück, hab dennoch gute Hoffnung, denn oft verwandeln sich die Geschicke der Menschen in das Gegenteil. 145|Mond und Sonne und der ganze Himmel haben ihre klaren und deutlich wahrnehmbaren p. 62 M. Eigenschaften, da alle Dinge an ihm immer gleich bleiben und nach den Regeln der Wahrheit selbst abgemessen sind in harmonischer Ordnung und in herrlichstem Einklang; die irdischen Dinge dagegen sind voll von Unordnung und Unruhe, ohne Harmonie und Uebereinstimmung, so dass man eigentlich sagen kann: die irdischen Dinge umgibt dichtes Dunkel, die himmlischen dagegen schweben in weithinstrahlendem Licht, oder vielmehr sie sind selbst reinstes und lauterstes Licht. 146|Ja, wenn einer in das Innerste der Dinge eindringen will, wird er finden, dass der Himmel ewiger Tag ist, ohne Nacht und ohne jeden Schatten, weil unaufhörlich erleuchtet von unverlöschbarem und reinem Licht. |147 Und in demselben Masse, wie bei uns die Wachenden bevorzugt sind vor den Schlafenden, haben im Weltall die himmlischen Dinge einen Vorzug vor den irdischen; denn jene befinden sich in schlaflosem Wachezustand infolge ihrer sicheren und unfehlbaren und durchaus richtigen Bewegungen, diese aber sind von Schlaf umfangen, und wenn sie auch für eine Weile aufwachen, so sinken sie doch wieder in Schlaf, weil sie nichts klar mit dem geistigen Auge sehen können, sondern
Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/035&oldid=- (Version vom 5.9.2017)