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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn

in der Reihe gegenüberstand; denn der zweite unter mehreren entspricht dem vorletzten, wie dem letzten der erste. 176|Vielleicht aber (nahm er diesen) deshalb, weil er den grössten Anteil an dem begangenen Unrecht zu haben schien und gewissermassen der Anführer war, der die anderen zur Feindseligkeit antrieb; denn wäre er auf die Seite des ältesten (Bruders) getreten, der den guten und menschenfreundlichen Rat gab, so wäre vielleicht durch ihn, der jünger war als jener, aber älter als die anderen, das Verbrechen verhütet worden, weil die zwei, die den höchsten Rang und das grösste Ansehen besassen, völlig einer Meinung über die Sache gewesen wären, was schon an sich grosses Gewicht gehabt hätte. 177|Nun aber hatte er die freundliche bessere Partei verlassen und war zu der unfreundlichen schlimmen übergetreten und hatte als ihr erklärter Führer die Genossen der Freveltat so ermutigt, dass sie unnachsichtlich die schändliche Tat zur Ausführung brachten. Aus diesem Grunde wurde, wie mir scheint, er allein von allen in Fesseln geschlagen[1]. 178|Die anderen aber rüsten alsbald zur Heimkehr, während der Landesverweser den Getreideverkäufern den Befehl erteilt, die Säcke der Brüder wie die von Gastfreunden sämtlich zu füllen, das Geld, das sie dafür empfangen hatten, heimlich an den Oeffnungen niederzulegen, ohne den Käufern etwas zu sagen, und drittens Nahrungsmittel, die für den Weg ausreichen, besonders hinzuzutun, damit das von ihnen gekaufte Getreide unvermindert nach Hause gelange. 179|Als sie sich auf dem Wege befanden, bemitleideten sie natürlich den gefangenen Bruder, nicht minder aber waren sie in Sorge wegen des Vaters, der nun schon wieder von einem Missgeschick hören sollte, als ob auf jeder Reise sein Kindersegen p. 67 M. vermindert und geschwächt werden müsste, und sprachen untereinander: „Er wird gar nicht glauben wollen, dass er nur gefangen ist, er wird die Gefangenschaft vielmehr für einen Vorwand seines Todes halten, weil die einmal von


  1. Nach dem Midrasch war es Simeon, der Joseph nahm und in die Grube warf (1 Mos. 37,24) und der sagte: siehe, der Träumer kommt da (ib. v. 19). Vgl. Beresch. R. c. 84 zu 1 Mos. 37,24 und Raschi zu 1 Mos. 42,24. Vgl. auch Testam. XII patriarch. Simeon 2,6 f.
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Philon: Ueber Joseph (De Josepho) übersetzt von Leopold Cohn. Breslau: H. & M. Marcus, 1909, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhilonJosGermanCohn.djvu/041&oldid=- (Version vom 6.9.2017)