Da wurden von Böhmen aus die Kurfürsten abermals nach dem Königstuhle berufen. Karl IV. aus dem böhmischen oder luxemburgischen Hause wurde nun wirklich zum Kaiser erwählt. Dann aber wählte der Kurtag in Frankfurt am Main Günther von Schwarzburg.
Nach dessen Tode versammelte man sich wieder auf dem Königstuhl zu Rhense. Aber die eigentliche Wahl des Nachfolgers, des faulen Wenzel, fand in Frankfurt am Main statt. Gekrönt wurde er zu Aachen.
In einer Kapelle bei Lahnstein mußte Wenzel abgesetzt werden. Nach der Absetzung hörten die Kurfürsten eine feierliche Messe an, bestiegen den Königstuhl und wählten Ruprecht von der Pfalz zum deutschen Kaiser.
Sein Nachfolger wurde zu Frankfurt am Main erwählt. Er kam mit den Kurfürsten, welche ihn begleiteten, nach Rhense, bestieg den Königstuhl, leistete dem deutschen Reiche dort den Eid der Treue und begab sich von dort nach Aachen, wo er gekrönt wurde.
Dieser Schwur, welcher damals noch von einem deutschen Kaiser am Rhein gethan ward, ist vom deutschen Volke, von unserer Wacht am Rhein, gehalten worden. Auch haben die Rheinländer wohl noch mitunter den Königstuhl zu Rhense wie ein westfälisches Fehmgericht benutzt, um Recht zu schaffen. Aber die Kaiser waren dabei nicht mehr beteiligt.
Dennoch wußten die Franzosen 1688 sehr wohl, was sie thaten, als sie den Königstuhl zu Rhense von Grund aus zerstörten.
Zum Königstuhl zu Rhense gehörte ein Hof oder eine Burg, welche in alter Zeit von Königen bewohnt gewesen sein soll, in diesem Jahrhundert vom Volk aber nur noch die Wackelburg genannt ward. Sie gehörte in diesem Jahrhundert der Familie von Kügelgen. Aus dieser Familie wurde der Maler Gerhard von Kügelgen, dessen Vater ein Amt zu Bacharach verwaltete, am bekanntesten. Er hatte auch als berühmter Maler noch einige Zeit auf dem Königstuhl zu Rhense oder vielmehr auf der alten Wackelburg gewohnt. Was sein Leben besonders interessant macht und die höchste Teilnahme für ihn erweckt, war jedoch sein schauderhaftes Ende.
Gerhard von Kügelgen nahm später seinen Wohnsitz in Dresden und kaufte endlich von seinem Vermögen einen Weinberg in Loschwitz, den er auf rheinländische Art bewirtschaftete. In der altdeutschen Tracht, in welcher er einherging, war er eine ideale Erscheinung. So trat er eines
Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)