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Die Gründung von Mainz.

Mainz war ursprünglich ein römisches Kastell. Jedoch befanden sich auf der Stelle am Zusammenflusse des Maines und des Rheines bereits vor den Zeiten der Römer deutsche Ansiedelungen.

Schon 1400 Jahre vor Christi Geburt aber hatte in Trier ein Zauberer Namens Nequam gelebt. Er ärgerte jedermann und war durch seine Streiche eine arge Plage für jede Stadt. Endlich jagten ihn deshalb die Bewohner von Trier zum Thore hinaus. Da rief er aus: „Ich werde eine Stadt in der Nähe bauen, welche Trier an Reichtum und Ehren weit übertreffen soll!“ Er verließ nun das Thal der Mosel, in welchem Trier gelegen ist und wanderte am Rheine stromaufwärts bis an die Stelle, wo jetzt Mainz steht. Überrascht über den herrlichen Anblick, den die beiden Ströme hier boten, blieb er stehen. Den Wundern der Natur, die er vor sich sah, entsprach bald eine Stadt, die er selbst hervorzauberte. Nun rief er die Menschen, welche bisher wie Einsiedler in der Umgegend gewohnt hatten, in seine Stadt, um darinnen zu wohnen. Ohne aber die blutigen Kriege führen zu müssen, welche Romulus und Remus ihren Römern nicht ersparen konnten, nachdem sie dieselben auf ähnliche Weise nach Rom gerufen hatten, wurden die Mainzer unermeßlich reich. Deshalb sprach man auch bald in der ganzen Welt von dem „goldenen Mainz“.

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)