Seite:Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783.djvu/126

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Herr Stierle als Kayser Philipp, strengte, man sahe es, alle Kräfte an, um sein vorgestektes Ziel zu erreichen; daß seine Figur ihn nicht so sehr als sein Eifer secundirte, konnte man heute, bey einer Menge andrer Schönheiten, welche das Auge blendeten, vergessen. Sein Spiel verrieth zwar auch nicht den Mann von alles umfassender Seelengröße, der jeder Beherrscher eines weitläuftigen Reichs seyn sollte, der aber, nach dem natürlichen Lauf der Dinge, nach denen Beweisen der Geschichte, und nach der Erfahrung – nicht allemal – nur selten, mit der Majestät combinirt ist. Philipps von Schwaben moralischer Charakter bestätigt diesen Saz. Je weniger also eigenthümliche Kraft in ihm lag, je mehr sich Philipps schwacher Verstand, und sein falsches Herz, von dem gefährlichen Rath feiler Höflinge leiten, zu niedrigen Entschlüssen, zu noch schlechtern Thaten, hinreissen ließ, desto eher konnte heute Herrn Stierlens Action befriedigen; hätte er aber einen durch Würde,