Seite:Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783.djvu/129

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er schrie: Kaysermord! mit einem Ausbruch von Reue, die in stufenweisen Erhöhungen, als er nachher erfuhr, daß er unschuldige Brüder mit in seinen Fall verwikelt; daß er in Philipp nur einen verführten, nicht verhärteten, Feind gemordet; daß der sterbende Kayser ihm verziehen, ihn gesegnet habe, Otton bis zum Augenblik des Todes begleitete. Wer konnte eine so wichtige Rolle erschöpfen, wer anders, als ein Meister in der Kunst, – Herr Reineke? Der that es denn auch mit aller in ihm liegenden Kraft, mit dem glüklichsten Erfolg – Kann man ihn concentriter loben, als durch die Zusicherung, daß sein heutiges, bewundernswürdiges, seelenerhebendes, und herzenerschütterndes, Spiel nicht allein Männer zum Weinen gebracht, sondern auch fließende Thränen aus weiblichen Augen geholt hat – obgleich allenthalben nur von altdeutschen, nicht von modernen, Sentimens die Rede war? Jenes will ich Herrn Reineke, als ein genauer Beobachter dessen, was im Amphitheater vorgieng,