Seite:Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783.djvu/32

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Die Entführung aus dem Serail, eine comische Oper, wurde Sonnabends, den 4ten October, gegeben. Eine, auch die beste, Oper gewährt mir nicht die mindeste Satisfaction, ich halte die Zeit, sie mit anzusehen, für ganz verloren. Auf der Bühne erwarte ich interessante Vorstellungen solcher Scenen, welche entweder die Geschichte, als wirklich erfolgt, bestätigt, oder die doch, nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge, und nach aller Wahrscheinlichkeit, täglich erfolgen können. Je ähnlicher selbige aus der Natur copirt sind, desto tiefern Eindruck machen sie auf Verstand und Herz bey denen Zuschauern. Wenn mir aber – wie es nach dem Grundgesez der Oper geschieht – Menschen, die einander unterhalten wollen, ihre Gedanken, Empfindungen, und Entschlüsse, vorsingen; wenn ein verzweifelnder Romeo an Juliens Sarge mit der intendirten Vergiftung Anstand nimmt, bis er erst eine schmelzende Arie vollendet hat, dann bleibt für mich weiter nichts