Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/174

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sie zu demjenigen herab, was die gröberen Sinne genießen, und bey dem aktiven Menschen bleibt sie beym Genuß des geselligen Umgangs, und der gegenwärtig angenehmen Empfindungen für die edleren Sinne stehen. Also giebt es eine dreyfache Liebe: die erste heißt die göttliche, die zweyte die thierische, die dritte die menschliche.“

Dieß sind die hauptsächlichsten Ideen des Ficinus, in so fern sie in meinen Plan gehören.

Mario Equicola D’Aluetto liefert uns in seinem Werke Di Natura d’Amore, [1] im ersten Buche einen Auszug aus den Systemen mehrerer Philosophen und Dichter, die vor ihm geschrieben haben. Dieser Auszug ist aber größtentheils sehr mangelhaft, und dadurch unverständlich. So viel sieht man inzwischen daraus, daß die platonischen Ideen in dem freylich ziemlich entstellten Bilde, welches Ficinus davon geliefert hatte, beynahe allgemein angenommen, und nur mit einigen Zusätzen verbrämt waren.

Ein paar herrschende und mit Eigenthümlichkeit dargestellte Ideen in diesen Systemen will ich herausheben. Es giebt eine doppelte Welt. Eine intellektuelle, und eine sinnliche. Die erste, die auch Welt der Engel genannt wird, wird so erklärt: „Gott, als Baumeister der Welt, entwirft in seinem Geiste die Form derselben, und dieser Entwurf oder diese exemplarische Form ist immer vollkommener als die Ausführung, oder die Welt der Materie. Wer sich nun zu der Schönheit jener intellektuellen Welt zu erheben sucht, der empfindet


  1. Ich habe eine Ausgabe vor mir die 1587 zu Venedig herausgekommen ist.