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Walther Kabel: Retter wider Willen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4)

Bankier nochmals die Hand und verschwand in dem Hause Nummer 18, während Howgard dem Zentrum der Stadt zufuhr.

Am Abend desselben Tages las der Bankier in einer Zeitung folgenden Bericht über einen in dem Postamt eines Vorortes verübten Raubanfall: „Dem Angestellten einer Firma, der heute vormittag gegen halb zwölf Uhr auf dem Postamt in der Bersonsstraße größere Einzahlungen machen sollte, wurde plötzlich, als er den gerade menschenleeren Vorraum der Post durchschritt, von einem Unbekannten Pfeffer in die Augen gestreut und dann die Handtasche, in der sich gegen viertausend Dollars in Gold und Banknoten befanden, entrissen. Auf das Hilfegeschrei des Geblendeten eilten sofort Leute herbei, die augenblicklich dem Diebe nachsetzten, der eben um die nächste Straßenecke verschwand. Leider blieb die weitere Verfolgung ergebnislos, da in der Nähe auf den Räuber ein Auto wartete, das in schnellster Fahrt davonraste, nachdem dieser kaum eingestiegen war.“

Der Bankier ließ die Zeitung sinken. Mit einem Schlage tauchte ein böser Verdacht in ihm auf. Die Bersonsstraße in jenem Vorort, der Mann mit der Handtasche – alles stimmte. Dieser Doktor Wilson, der zu dem Vergifteten eilen wollte, war offenbar der Dieb gewesen! Und er, der ahnungslose Howgard, hatte dem Gauner durch seine Menschenfreundlichkeit das Entkommen erleichtert!

Sofort ließ der Bankier sich telephonisch mit der Polizei verbinden und meldete dieser sein Abenteuer vom Vormittage sowie die Vermutungen, die jetzt nach der Lektüre jenes Berichtes in ihm aufgestiegen waren. Die Polizei fragte, um Klarheit zu gewinnen, umgehend in der Nummer 18 der 16. Straße nach, ob dort jemand erkrankt sei. Die Antwort lautete verneinend. Nunmehr war es nicht weiter zu bezweifeln, daß Howgard tatsächlich den Spitzbuben vor den Verfolgern gerettet hatte. –

Ähnlich erging es im Frühjahr 1910 dem Majoratsherrn Freiherrn v. S. Dieser, dessen Besitzung in der Nähe von Frankfurt a. O. liegt, verließ eines Morgens in Begleitung

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Walther Kabel: Retter wider Willen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Retter_wider_Willen.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)