Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/275

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Säulen, an denen Wasserbäche herabflossen. Er hatte Ada schon mehrere Tage nicht mehr gesehen, denn er hatte seit der Seance das Haus kaum noch verlassen. Er fühlte sich nicht wohl; es hatte sich seiner eine unerklärliche Unruhe bemächtigt, gegenstandslose Träumereien, Trägheit und eine so plötzliche Willenlosigkeit, daß er stundenlang im Reading Room saß und gedankenlos ins Feuer starrte, taub und unempfindlich gegen alles.

Seit jenem Tag hatte er auch Daisy nicht mehr gesehen, man hatte ihm gesagt, sie fühle sich schwach und gehe nicht aus, und er hatte sich damit zufrieden gegeben. Eine Art lähmender Apathie hatte ihn gleichgültig gegen alles gemacht und ihm das Leben so verekelt, daß sogar seine eigenen Angelegenheiten nur Langeweile und Abscheu in ihm erregten. So lehnte er sich denn auch trotzig gegen die Notwendigkeit auf, die ihn an diesem schrecklichen Abend durch die verregnete, verödete Stadt zerrte.

Er sann gerade darüber nach, als ein Wagen an ihm vorüberrollte und eine Stimme ihn mit Namen rief. Durch das herabgelassene Fenster schaute Daisy heraus.

„Wohin wollen Sie?“ fragte sie und machte ihm Platz an ihrer Seite.

Er rief dem Kutscher den Namen des Hotels zu und stieg schnell ein.

„Meine Verwandten haben mich rufen lassen, – irgendeine Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet.“

„Sind es die reizende Kleine und jene schöne Dame, mit denen ich Sie im Greenpark gesehen habe?“

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/275&oldid=- (Version vom 1.8.2018)