Seite:Reymont - Der Vampir.djvu/316

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„Die Koffer sind hinuntergeschafft, der Wagen wartet! Es ist Zeit zur Abfahrt …“

Zenon wunderte sich gar nicht darüber, er wußte in diesem Augenblicke bereits, wohin er reisen würde, und wessen Stimme ihn unaufhörlich rief. Er machte sich noch ein wenig zu schaffen, er wollte etwas zusammenpacken, suchte sehr geschäftig nach etwas, versuchte die Manuskriptblätter zu sammeln, doch alles entfiel seinen Händen, er vergaß wieder alles, von einer freudigen Erregung der Erwartung erfaßt.

„Heute also! Jetzt! Sofort!“

Eine vorübergehende Vision des Glücks versetzte seine Seele in unsagbare Verzückung. Er war ganz in Flammen, wie die Sonne, und die Kraft eines wahnsinnigen Verlangens riß ihn hoch empor zu in den Himmel ragenden Höhen, bis dort hinauf, von wo dieses gebieterische Geheiß kam.

„Daisy! Daisy!“ rief er in Ekstase, schon hatte er sich selbst und das Leben vergessen, als hätte er sich in die Unendlichkeit gestürzt. „Ich harre der Erlösung! Ich harre ihrer in Sehnsucht und grenzenloser Liebe!“ betete er mit der Glut eines Verehrers und Sklaven.

Plötzlich schien Ada so deutlich vor ihm aufzutauchen, daß er ein wenig zu sich kam; es durchzuckte ihn blitzartig und schüchtern der Gedanke:

„Was geht mit mit vor?“

Er hörte das klägliche Schluchzen Betsys. Unwillkürlich schaute er sich um und versuchte einen Augenblick lang, klar über sich zu werden. Doch unter

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Władysław Reymont: Der Vampir. Albert Langen, München 1914, Seite 316. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reymont_-_Der_Vampir.djvu/316&oldid=- (Version vom 1.8.2018)