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ein Barbar sein? Jedenfalls bin ich aber ein Deutscher, ein Christ und ein Gelehrter. Kann ich dann zugleich ein Barbar sein? Hm, das ist eine interessante Untersuchung. Schreiben wir die Vordersätze auf und sehen, ob die richtig sind. (Setzt sich und schreibt.)

Mutter (kommt zurück). Jetzt ein ernstes Wort mit dir!

Vater (immer schreibend und nicht auf sie hörend). Fremd im Herzen meiner Tochter –?

Mutter. Ja das bist du!

Vater. Fremd in meinem Hause –?

Mutter. Leider.

Vater. Fremd im Vaterlande –?

Mutter. (nimmt ihm die Feder weg). Willst du endlich auf mich hören!

Vater. Bist du schon wieder da? Ich glaubte, du hättest deine Tochter weggeführt!

Mutter. Ist denn nichts im Stande, dich aus deiner Gefühllosigkeit herauszubringen?

Vater. Du drückst dich falsch aus – philosophischen Gleichmuth besitze ich, nicht Gefühllosigkeit. Sokrates und Seneca –

Mutter. Gleichmüthig? Starrsinnig, eigensinnig bist du, unbiegsam wie Eisen.

Vater. Du springst von einem Begriffe auf den andern über. Unerschütterlich bin ich in meinen Entschlüssen, weil sie sich auf richtige Gründe bauen! Ein Philosoph thut immer, was er für richtig ersannt hat; denn das Richtige ist ihm auch das Rechte!

Mutter. O über das Rechte! Es wird deiner Tochter das Herz brechen!

Empfohlene Zitierweise:
Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/7&oldid=- (Version vom 22.11.2023)