Seite:Ruhlands Flurnamen Aufsatz von Lehrer C. Nicolaus, Ruhland 1931.pdf/5

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Schmalersbusch grenzt. Ein Abfluß des Wiesengrabens nach Norden zu ist der Dreisteingraben, an den sich die mit wüste Wiesen bezeichneten Flurstücke lehnen. Das kleine schwach erhöhte Waldstück südlich des unbewachten Bahnübergangs vor Bude 95 steht auf dem Fuchsberge, eine etwas vermessene, aber doch kennzeichnende Benennung. Dem Fuchsberge vorgelagert sind die Fuchslöcher, und um den Graben gleichen Namens breiten sich die Wiesen bei den drei Steinën. Hinter dem Grenzgraben liegen die Ulanerwiesen, die vor langen Zeiten einem desertierten sächsischen oder auch preußischen Soldaten Koar gehört haben. Er hieß im Volksmunde der ”Ulaner", woraus sich der Name ohne weiteres erklärt.

Wir verlassen diese Ländereien und wandern zurück bis zum Eingang der alten Kolonie, der jetzigen Theodor-Schmidt-Straße. Dort liegen am Blumen- bzw. Krankengraben die alten Neuländer, und weithin schweift nach Südosten zu der Blick über die großen Feld- und Wiesenstücke im Dernauken, vormals ”Tarnauken” genannt. Er wird vom Guteborner Leichenweg, jetzt meist als "schwarzer Wëg” bezeichnet, in zwei große Abschnitte geteilt. In den nördlichen ragen Babens- oder Bahmsstücke hinein, die nach den amtlichen Angaben bis an den Blumengraben reichen; dementgegen werden jetzt die Ländereien am Guteborner Wege Babensstücke genannt. Der Jenschstech-Wald schließt den Dernauken nach Süden zu ab. An den Jenschstech (Jensteich, Jensteig), einem fast westöstlich verlaufenden Verbindungswege der Guteborner und Hermsdorfer Chaussee, schließt sich das Waldgebiet im Schrotschack, und kurz dahinter liegt auf Arnsdorfer Flur die Abdeckerei. Von einem früher aufgeführten ”Büttelgarten” ist nichts mehr zu erfahren.

An der Einmündung des Jensteigs (verdeutschter Name) in das Knie der Guteborner Chaussee liegt der sogenannte Sommerstall, ein mit Farren und Beerenkraut durchwuchertes Waldstück, dessen sonderlicher Name Verbindung mit dem ”Jenschstech” eine Vermutunq über die Entstehung des letztgenannten Wegenamens aufkommen läßt. Ein Flurnamenregister nennt einen „Gänseteich” und einen „Gänsesteig”, ohne Näheres über deren Lage anzugeben. Hier scheint eine wunderliche Umformung aus „Gänse = der Gänscher (Gänserich)“ in Jenschstech, Jenschsteg und Jenssteig vorzuliegen, und ein Sommerstall am Ende des Weges diente den Tieren als Unterkunft.

Wir wandern nun den ganzen Leichenweg, auf dem vor Jahrzehnten bis zur Eröffnung der Cottbbus-Großenhainer Eisenbahn am 2. April 1874 die Toten von Guteborn nach Ruhland geleitet wurden, zurück durch den ganzen Dernauken bis zur “neuen Sorge". An der Stelle der heutigen Häusergruppe stand vor Zeiten ein Sägewerk, das der Herrschaft Lipsa gehörte und später in Privatbestz überging. Die Chronik berichtet uns, „dass infolge Schornsteindefekts am 7. September 1895 das seit einiger Zeit außer Betrieb gesetzte Tölkesche Dampfsägewerk an der Hermsdorfer Chaussee und das von dem frühëren Böttchermeister Wolf bewohnte Haus abbrannten”. Der nach dem Wëltkriege verstorbene Baumeister Paul Jank erwarb den Platz der früheren Schnëidemühle und lud sich damit ”eine neue Sorge” auf. Sein häufig gebrauchtes Wort wurde bald zur landläufigen Bezeichnung dieses Häuserdreiecks.

Die Ländereien vor der neuen Sorge bis zum Mordweg werden das Brückchen genannt. Ein schlichtes Denkmal bezeichnet noch heute die Stelle, an der am 18. März 1905 der 15jährige Paul Skadock aus Arnsdorf ermordet wurde.

An der Chaussee nach Arnsdorf liegen östlich ”Hammermüllers” Felder, die im Katasterverzeichnis sogar als „Hammermühlsstück” eingetragen sind. Auf Ruhland zu finden wir die Heidekabel ”Auf sieben Beeten“ und auf Hermsdorf zu die Sperlingsstücke, ferner

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C. Nicolaus: Ruhlands Flurnamen. , Ruhland 1931, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ruhlands_Flurnamen_Aufsatz_von_Lehrer_C._Nicolaus,_Ruhland_1931.pdf/5&oldid=- (Version vom 6.9.2019)