Seite:Samuel zieht die Bilanz und Tomi melkt die Moralkuh oder Zweier Könige Sturz.pdf/45

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Spiegel, der Menschen zeige wie sie sind. Er trägt“In Ketten Häuser bauen“. den Hohlspiegel, der karikierend all ihr „Wesentliches“ offenbart.

Ihr liebes Freundchen war mein Zufalls-Transparent. Durch sein reinlich, redlich Gebein (Gott, wie oft muß ich noch sagen, daß ich nie mit ihm Kontroverse hatte und ihm herzlich gut bin?) glaubte ich zu erspähen, was ich harmlos ehrfürchtig niederschrieb in jener fröhlichen Groteske: Samuel zieht die Bilanz.

8.

Untragische Aesthetenmoral, welche fordert, Schwären zu verdecken, weil Verweichlichte scheuen, an sie erinnert zu werden, ziemt nicht für meinereins, der von früh an zu Not und Trotz bestimmt ist. Würdelos schaltet Ihr mich – Freunde –, weil ich an Samuelchen objektive Mängel karikierte, zu deren Träger zufällig oder notwendig jüdische Geistesart sich darlieh. Wohl, ich verstehe Eure Empfindsamkeit! Alter Pathologik gequälter Vorwelt entstiegen, unsicher-mißtrauisch aufzuckend, wenn irgendwo irgendwer eine Schärfe über Jüdisches sagt, ja, wenn des Blutes Erbbann nur erwähnt wird. Sie, lieber Tom, leben unabhängig, von je verwöhnt. Sie kostet weniger Wehe, wider mich, den Schirmherrn Israels zu mimen, als mir Wehe kostet, aus Wunden Lichter zu sammeln, mit Ketten Häuser zu bauen...

Aber glauben Sie wirklich, Tom, Ritter vom Graal, es komme darauf an, zu entscheiden, wer von uns dreien der schönste ist? Nun, dann gebe ich mit tausend Freuden zu, daß für Herrengeschmack Sie, Tomi, für Damen aber Samuelchen viel reizender ist, als ich. Doch erniedrigen wir einander nicht durch so elende Optik! – Wenn in Deutschland Kulturschulmeister von Gottes Gnaden Zensuren der Geister austeilen, naiv befindend, welche Richtung für Kunst oder Philosophie erlaubt, wer bedeutend, bedeutender, am bedeutendsten ist, wenn ungütig stelzend die Ewig-Ahnungslosen, die starrpathetischen Bürgerpriester historisch festlegen möchten, welcher Dichter die Welt befördert, welcher ganz, welcher teilweis, welcher garnicht, – dann wird das Lachen zur notwendigen Tat. Um so befreiender, je bedeutender der Literaturpapst ist! Was ich verbrach? Als der arme kleine Hanno bedrückt von aller Selbstgerechtigkeit, aller Bürgertugend der Ewig-Egozentrischen