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komme, bey einer Verwandten ein Stüblein, wo zwey Better stehen. Meine Base wird euch schon beherbergen, und morgen könnt ihr euch alsdann nach eures Schwagers Haus erkundigen, wo ihrs besser finden werdet.“ Das ließ sich der junge Mensch nicht zweymal sagen. Sie tranken bey der Frau Base noch einen Krug englisches Bier, aßen eine Knakwurst dazu, und legten sich dann schlafen. In der Nacht kam den Fremden eine Nothdurft an, und mußt hinaus gehn. Da war er schlimmer dran, als noch nie. Denn er wußte in seiner dermaligen Nachtherberge, so klein sie war, so wenig Bericht, als ein paar Stunden vorher in der großen Stadt. Zum Glück aber wurde der Condukteur auch wach, und sagte ihm wie er gehen müsse, links und rechts, und wieder links. „Die Thüre, fuhr er fort, ist zwar verschlossen, wenn ihr an Ort und Stelle kommt, und wir haben den Schlüssel verloren. Aber nehmt in meinem Rockelor-Sack mein großes Messer mit, und schiebt es zwischen dem Thürlein und dem Pfosten hinein, so springt inwendig die Falle auf! Geht nur dem Gehör nach! Ihr hört ja die Themse rauschen, und zieht etwas an, die Nacht ist kalt.“ Der Fremde erwischte in der Geschwindigkeit und in der Finsterniß das Camisol des Condukteurs, statt des seinen, zog es an, und kam glücklich an den Platz. Denn er schlug es nicht hoch an, daß er unterwegs einmal den Rang zu kurz genommen hatte, so, daß er mit der Nase an ein Eck anstieß, und wegen dem hitzigen Bier, so er getrunken hatte, entsetzlich blutete. Allein, ob dem starken Blutverlust und der Verkältung bekam er eine Schwäche, und schlief ein.

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/204&oldid=- (Version vom 1.8.2018)