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Seite:Schatzkaestlein des rheinischen Hausfreundes.djvu/206

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Gewand im Bett liegen, auf dem Gang ein großes offenes Messer, Blut bis auf den Abtritt, und unten rauschte die Themse. Da fiel ein böser Verdacht auf den blutigen Fremdling, er habe den Condukteur ermordet und in das Wasser geworfen. Er wurde in ein Verhör geführt, und als man ihn visitirte und in den Taschen des Kamisols, das er noch immer an hatte, einen ledernen Geldbeutel fand, mit dem wohlbekannten silbernen Petschaftring des Condukteurs am Riemen befestigt, da war es um den armen Jüngling geschehn. Er berief sich auf seinen Schwager, – man kannte ihn nicht – auf seine Schwester, man wußte von ihr nichts. Er erzählte den ganzen Hergang der Sache, wie er selber sie wußte. Aber die Blutrichter sagten: „Das sind blaue Nebel, und ihr werdet gehenkt.“ Und wie gesagt, so geschehn, noch am nemlichen Nachmittag nach engländischem Recht und Brauch. Mit dem engländischen Brauch aber ist es so: Weil in London der Spitzbuben viele sind, so macht man mit denen, die gehenkt werden, kurzen Prozeß, und bekümmern sich nicht viele Leute darum, weil mans oft sehen kann. Die Missethäter, so viel man auf einmal hat, werden auf einen breiten Wagen gesetzt, und bis unter den Galgen geführt. Dort hängt man den Strick in den bösen Nagel ein, fahrt alsdann mit dem Wagen unter ihnen weg, läßt die schönen Gesellen zappeln, und schaut nicht um. Allein in England ist das Hängen nicht so schimpflich wie bey uns, sondern nur tödlich. Deßwegen kommen nachher die nächsten Verwandten des Missethäters, und ziehn so lange unten an den Beinen, bis der Herr Vetter oben erstickt. Aber

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Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)