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Seite:Schatzkaestlein des rheinischen Hausfreundes.djvu/247

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auf der Landstraße, und wenns fehlen will, geb ich dem Schimmel die Sporen.“ Als das der Heiner hörte, fragt er die Wirthin, was bin ich schuldig, und geht fort in den Fridstädter Wald. Unterwegs begegnet ihm auf der Bettelfuhr ein lahmer Mensch. Gebt mir für ein Cäsperlein eure Krücke, sagte er zu dem lahmen Soldaten. Ich habe das linke Bein übertreten, daß ich laut schreien möchte, wenn ich drauf treten muß. Im nächsten Dorf, wo ihr abgeladen werdet, macht euch der Wagner eine neue. Also gab ihm der Bettler die Krücke. Bald darauf gehen zwei betrunkene Soldaten an ihm vorbei und singen das Reuterlied. Wie er in den Fridstädter Wald kommt, hängt er die Krücke an einen hohen Ast, setzt sich ungefähr sechs Schritte davon weg an die Straße, und zieht das linke Bein zusammen, als wenn er lahm wäre. Drüber kommt auf stattlichem Schimmel der Müller daher trottirt, und macht ein Gesicht, als wenn er sagen wollte: „Bin ich nicht der reiche Müller, und bin ich nicht der schöne Müller, und bin ich nicht der witzige Müller?“ Als aber der witzige Müller zu dem Heiner kam, sagt der Heiner mit kläglicher Stimme: „Wolltet ihr nicht ein Werk der Barmherzigkeit thun an einem armen lahmen Mann. Zwey betrunkene Soldaten, sie werden euch wohl begegnet seyn, haben mir all mein Allmosengeld abgenommen, und haben mir aus Bosheit, daß es so wenig war, die Krücke auf jenen Baum geschleudert, und ist an den Aesten hängen blieben, daß ich nun nimmer weiter kann. Wolltet ihr nicht so gut seyn, und sie mit eurer Peitsche herabzwicken?“ Der Müller sagte: „Ja sie sind mir begegnet an der

Empfohlene Zitierweise:
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/247&oldid=- (Version vom 1.8.2018)