Heimath wenigstens eben so groß, nein er muß noch viel größer als die Sonne, und folglich selber eine glorreiche strahlende Sonne seyn. Das kann nicht fehlen. Haben wir aber Ursache, für gewiß zu glauben, der Sirius sei daheim eine Sonne, so haben wir Ursache zu glauben, jeder andere Fixstern sey auch eine Sonne. Denn wenn sie uns auch noch so viel kleiner erscheinen, so sind sie nur noch so viel weiter von uns entfernt. Aber alle strahlen in ihrem eigenthümlichen ewigen Lichte, oder wo hätten sie’s sonst her?
Drittens die Entfernung unserer Sonne von dem Sirius dient uns nun zu einem muthmaßlichen Maaßstab, wie weit eine himmlische Sonne oder ein Stern von dem andern entfernt sey. Denn wenn zwischen unserer Sonne und der Sirius Sonne ein Zwischenraum ist, den eine Kanonenkugel in 600,000 Jahren nicht durchfliegen könnte, so kann man wohl glauben, daß die andern Sonnen auch eben so weit jede von der nächsten entfernt sey, bis zur oberstern Milchstraße hinauf, wo sie so klein scheinen und so nahe beyeinander, daß uns ein paar hundert von ihnen zusammen kaum aussehen wie ein Nebelfleck, den man mit einem badischen Sechskreutzerstück bedecken könnte. Es gehört nicht viel Verstand dazu, daß er einem still stehe.
Wenn man nun viertens das alles bedenkt, so will es nicht scheinen, daß alle diese zahllosen Sterne, zumal diejenigen, die man mit bloßem Auge nicht sehen kann, nur wegen uns erschaffen worden wären, und damit der Kalendermacher für des Lesers Geld etwas darüber
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/280&oldid=- (Version vom 1.8.2018)