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und Füßen, und dem Gericht übergeben. Man soll dich aufknüpfen, wie es recht ist: Du bist ein Dieb! Fi!

Moses. Herr Richterleben! Ich bitte um Gotteswillen: ich bin ein ehrliches Judenkind. Zerhacken soll man mir alle Finger am Leibe, verschwarzen will ich, als ich gewußt habe ein Wort davon, daß das Papier heißt ein Lotterieloos. Hab’ ich doch keins gesehen mein Lebtage mit meinen Augen. Hab’ ich ein einzigesmal gespielt in die Lotterie einen Groschen auf Numero 47, todt und lebendig, hat mir die Lotteriefrau gegeben ein kleines winziges Zettelchen drüber, und hab’ ich damit gewonnen einen Terno mit 14 Groschen. Hab’ ich doch mein Lebtag nicht gelernt lesen und schreiben, weder verschriebenes und verdrucktes auf Deutsch.

Sturm. Wie? Du kannst nicht lesen und schreiben?

Moses. Bey meiner Schome, nein!

Ester. Das ist wahr, Herr Soldat, das kann er nicht.

Hirsch. Aber warum hast du grade das Loos herausgenommen aus dem Brieftäschel, und hast es nicht wollen heraus geben?

Moses. Was hab’ ich gewußt, daß das Papier ist ein Loos, worüber man macht so ein Geserre? Da hab’ ichs gefunden, da ists gelegen auf der Erde; da hab’ ichs aufgehoben, weil ich gemeint habe, es ist ein altes Breserl Papier, und hab’ drein gewickelt meine Ringe und Hemdknöpfel.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Schildbach: Glück durch Unglück. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Wallishausser, Wien 1808, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schildbach_-_Gl%C3%BCck_durch_Ungl%C3%BCck.pdf/31&oldid=- (Version vom 11.9.2022)