Seite:Schildbach - Glück durch Unglück.pdf/6

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Ester. Was werd’ ich verrathen?

Moses. Gieb mir die Hand drauf.

Ester. Da hast du sie. Nun, was vertraust du mir?

Moses. (sich ängstlich umsehend) Wir sind doch allein? Es ist doch kein Horcher an der Wand?

Ester. Mach fort, sonst kommt der Herr Richter. Was hast du?

Moses (geheimnißvoll) Höre zu: Bin ich heute morgen früh ausgegangen auf Massematten. Bin ich gekommen zu gehn in der Gasse, wo man gebaut hat den neuen großen Tanzsaal. Ist es doch noch gewesen ganz dunklicht: bin ich gegangen a so in meinen Gedanken meinen Weg, hab’ in einige Häuser gerufen: Handeln was? so liegt an der Mauer im Winkel bey einem Eckstein, wo man geht in eine kleine Gasse, etwas rothes auf der Erde.

Ester. Mein! Was ist gelegen? ich bitte dich.

Moses. Stat, sag ich. Einer muß reden. Ich habe mich umgesehen, bald rechts, bald links, bald vorn, bald hinten: kein Mensch ist gegangen: was hab’ ich gethan?

Ester. Nun? Was hast du gethan?

Moses. Habe ich mich gebückt, langsam und stat, hab’ ich niedergelegt mein Bündel, und aufgehoben ein feines rothes ledernes Brieftäschel, was einer von die Ballgäste muß verloren haben.

Ester. Gotteswunder! Ein Brieftäschel?

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlieb Schildbach: Glück durch Unglück. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Wallishausser, Wien 1808, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schildbach_-_Gl%C3%BCck_durch_Ungl%C3%BCck.pdf/6&oldid=- (Version vom 11.9.2022)