nennen es einen Stock — in unsern Bau gestochen hatte. Er stand ganz ruhig und sah offenbar zu, was wir beginnen würden. Sofort ging eine Anzahl Arbeiter an die Ausbesserung, während ein Häufchen mutiger Führer sich auf die Füße des Menschen stürzten und an ihm hinaufkletterten. Wir drangen durch das dicke Gewebe seiner Oberhaut und zwickten, stachen und spritzten dermaßen, daß der Mensch bald die Flucht ergriff. Leider hatten wir dabei große Verluste, nur wenigen, darunter mir, gelang die rechtzeitige Rettung. Denn, höchst seltsam, sobald der Mensch einige Schritte in ein Gebüsch sich zurückgezogen hatte, begann er sich zu häuten, unsere Truppen abzuschütteln und zu zertreten. Alsdann aber schlüpfte er wieder in seine Haut hinein und ging von dannen. Bei der Untersuchung des Kampfplatzes fanden wir, daß auch der Mensch Verluste erlitten hatte. Unter den welken Blättern des Bodens fanden wir neben den Leichen unserer Tapferen zwei der blanken Götzenbilder und eine aufgesprungene Kapsel, in welcher sich ein weicher, gelblicher Gegenstand befand, wie es schien, eine Locke menschlichen Haares. Wir beschlossen sofort die erbeuteten Gegenstände in den Bau zu schaffen, sie waren jedoch zu schwer und wir mußten daher erst nach Beihilfe schicken. Inzwischen schleppten wir wenigstens die Haarlocke ein Stück vorwärts. Während wir damit beschäftigt waren, kehrte der Mensch zurück, indem er offenbar am Boden etwas suchte, vermutlich seine Götzenbilder. Da wir zu schwach waren, um den Kampf wieder aufzunehmen, verbargen wir uns. Als der Mensch
Kurd Laßwitz: Seifenblasen. Leopold Voß, Hamburg und Leipzig 1890, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Seifenblasen-Kurd_La%C3%9Fwitz-1890.djvu/88&oldid=- (Version vom 20.8.2021)