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waren die Leute ausgeplündert und hatten nichts zu essen und außerdem fühlten sie sich hier sicherer. In großen Töpfen wurde Essen gekocht, alle hinteren Räume waren dicht besetzt und auch in unserm Saal hatte ich drei Familien einquartiert. - Kaum waren die Flüchtlinge aus dem Dorf heraus, wurden sie von Marienthal her tüchtig beschossen. Sie kehrten um und gingen durch den Park und kamen unbeschossen durch. Ich dachte natürlich nicht an Fliehen mit meinen beiden Alterchen; aber es war doch eine furchtbare Nacht voller Angst und Sorge und auch meine lieben Mädels, die sonst so tapfer sich gehalten, fingen an ängstlich zu werden. Aber auch diese Nacht ging vorüber und wir lebten am Morgen alle noch! -

Am nächsten Morgen wagte sich eine Frau ins Kutscherhaus. Richtig, da lag der Russe, wo waren die beiden andern? Saßen sie noch auf dem Boden? Man wartete noch eine Stunde, es kam niemand. Dann ging die Frau auf den Boden, fand dort die Gewehre und Uniformen der zwei, die hatten sich vom Kutscher, der eingezogen, Zivilsachen angezogen und waren desertiert. Nun sollte der Russe begraben werden, ehe die Kosaken ihn fänden. Mehrfach waren Patrouillen schon am Morgen an dem Haus vorbei geritten und ich zitterte davor, sie würden den Toten da finden. Kein Mann war aufzutreiben, der das tun wollte; ich sagte, ich wollte mich bei ihnen hinstellen; nein, es war

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Sally Innes Siegfried: Aus der Russenzeit Ostpreußens. Verlag von Hapke & Schmidt, Berlin 1915, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SiegfriedAusDerRussenzeitOstpreussens.pdf/43&oldid=- (Version vom 1.8.2018)