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jetzt zwar nicht sonderlich imponiren, aber dem Antiquarius des Lahnstroms zu dem Urtheil Anlass gegeben haben: „Man findet an Zierlichkeit der Gebäude, insoweit es die ungleiche Lage des Berges hat zulassen wollen, als an andern Vortrefflichkeiten wenig ihres Gleichen. Wie sie dann jetziger Zeit eine der schönsten und anmuthigsten Orte sowohl am ganzen Lahnstrom, als auch in allen umliegenden Ländern ist.“ Verfolgt man die Hauptstrasse, welche sich im Bogen am Rande der Anhöhe hinzieht, und den Blick in das Flussthal grösstentheils frei lässt, so erhält man ein deutliches Bild von der ebenso eigenthümlichen, wie romantischen Lage der Stadt. Da hebt sich fast senkrecht aus der Lahn ein kahler Felsen, „die Hauselei“, bis zu 160 Fuss empor; weiter aufwärts Felsabhänge, mit Buschwerk bewachsen, darüber der schöne Wald und unten im Thale abermals Lindenalleen, die nach der aus der Tiefe hervorragenden Kaserne führen; eine dritte, die sog. Kettenbrücke führt das Trinkwasser aus den hoch gelegenen, aus dem Walde hervorschauenden Wasserbehältern herüber. Ist man an einer zweiten in das Innere der Stadt führenden Strasse angelangt, so erblickt man an ihrem Ende den Eingang zum Schlosse, an das sich der Ursprung der es umgebenden Stadt knüpft.

Wie schon erwähnt, war hier sehr früh eine Burg oder Pfalz der salischen Conradiner. Dieses mächtige Geschlecht, bei welchem das Gaugrafenamt in dem von Wetzlar bis unter Dietz sich ausdehnenden Niederlohngau stand, kommt schon im achten Jahrhundert vor. Der älteste Gaugraf, dem wir begegnen (765–778) hiess Conrad; ein späterer, Gebhard, der im neunten Jahrhundert lebte, zeichnete sich durch die Stiftung des Klosters Gemünd aus, 879. Nun erscheinen, ohne nachweisbaren Zusammenhang mit ihm, aber von einigen Forschern als seine Enkel vermuthet, die Brüder Conrad, Gebhard, Eberhard und Rudolph, unter welchen der Niederlohngau

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August Spieß: Das Lahntal von seinem Ursprung bis zur Ausmündung nebst seiner nächsten Umgebung. Verlag von L. J. Kirchberger, Dillenburg 1866, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Spiess_Das_Lahnthal.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)