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Bei Eintheilung der Verwaltungsbezirke wurde aus den Cantonen Moers, Rheinberg und Xanten der Kreis Rheinberg mit der Hauptstadt gleichen Namens gebildet, der aber 1823 mit dem Kreise Geldern vereinigt wurde. Als die Seelenzahl des hierdurch um mehr als das Doppelte vergrößerten Kreises Geldern über 100000 stieg und die landräthlichen Geschäfte übermäßig zunahmen, wurden beide Kreise wieder getrennt, dem ehemaligen Kreise Rheinberg aber die zum Kreise Crefeld gehörige Bürgermeisterei Friemersheim hinzugefügt, und mit dem Namen „Kreis Moers“ die Stadt Moers zur Hauptstadt gegeben. Diese neue Eintheilung trat am 3. Dezember 1857 ins Leben.


II. Physiographische Skizze.

Die Oberfläche unseres Kreises ist, namentlich im östlichen, dem Rheine nahe gelegenen Theile desselben, vorherrschend eben; im westlichen Theile dagegen zieht sich nahe der Gränze, vom südwestlichen bis zum nordwestlichen Endpunkte, über beide hinaus sich weiter fortsetzend, eine mehrfach unterbrochene Hügelkette. Diese zumeist aus Sand und Kies bestehenden Hügel haben sich, unzweifelhaft längst bevor der Sattel des Siebengebirges vom Rheine durchbrochen war, an den einstigen Mündungen der Ruhr und der Lippe abgelagert, und sind später beim Andrange der Fluthen des Rheingebietes nach dem Gebiete der Maas hin an mehreren Stellen durchspült worden. Die erwähnte Hügelkette beginnt bei Tönisberg mit dem Wolfsberge, setzt sich dann mit dem Wartzberge, den Lindter, den Schaephuyser und den Rheurdter Bergen in ununterbrochener Reihe fort und endet zunächst mit dem Ormpschen oder Oermter-Berge, in der Gemeinde Sevelen, Kreises Geldern. Etwa eine starke halbe Meile östlich von dem am Fuße dieser Hügelkette liegenden Dorfe Rheurdt beginnt eine mit jener fast parallel laufende Reihe anderer aber unter sich völlig isolirter Berge, nämlich der Gülichsberg, der Rayensche, der Eyller, der Dachsberg, der Camperberg mit dem Hoogenbusch und der rechts von diesem gelegene Neersenberg. Die nördlichste Spitze des Hoogenbusches läuft am Berlagbruche aus, welches ihn in der Breite von einigen hundert Schritten von der Bönninghardt scheidet. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die genannten Berge ursprünglich sowohl unter sich, als nördlich mit der Bönninghardt und wahrscheinlich auch südlich und südwestlich mit den Schaephuyser und Rheurdter Bergen in Verbindung gestanden haben. Als nun die Fluthen des Rheingebietes sich in der Richtung von Süden nach Norden heranwälzten und in den Bergen zwischen Tönisberg und Oermter auf der Westseite ein festes Ufer fanden, durchbrachen sie zunächst den Raum zwischen diesen und den ebenbenannten damals noch zusammenhängenden Bergen, und indem sie sich nunmehr in einen nordwestlich und einen nördlich fließenden Arm theilten, spülten sie, unter dem Druck der von Osten heranströmenden Wasser des Ruhrgebietes diese Bergkette so ab, daß sie als solche verschwunden ist, und sich nur noch als eine Reihe vereinzelter Berge darstellt. Erst an der compacten Masse der Bönninghardt fanden beide Arme wieder feste Ufer, der zur Maas gehende ein nordöstliches, der im Rheingebiet verbleibende ein westliches. Die Bönninghardt, ein etwa 12000 Morgen großes, zum kleineren Theile auch im Kreise Geldern gelegenes Plateau, erbreitert sich in der Richtung nach Nordwesten und zeigt durch die nach Osten und Südwesten steiler als nach Norden abfallenden Ränder deutlich, daß von Süden aus ein gewaltiger Wasserandrang stattgefunden hat. Etwa eine halbe Meile nördlich von den Ausläufern der Bönninghardt beginnt eine neue Gebirgskette, die Labbecker Berge, der Balberg und der Hochwald (letzterer im Kreise Cleve). Eine Viertelmeile östlich von den Labbecker Bergen, und ungefähr parallel mit diesen liegen die Dreibäumchens und die Heesenberge, ein 500 Ruthen langer Bergrücken, welcher sich nach Norden bis zum Dashof langsam senkt, von wo aus sich das Terrain bis zu dem steil nach dem alten Rheine abfallenden Xantener Berge (Fürstenberge) wieder hebt. Ursprünglich standen wohl der Fürstenberg, die Heesen- und die Dreibäumchensberge, die Labbecker Berge und die Bönninghardt gegenseitig miteinander in Verbindung. Als nun der obenerwähnte nördliche Arm der Fluthen des Rheingebietes, verstärkt durch die Wasser des Lippegebietes, gegen diese feste Masse anstieß, durchbrach er sowohl den Raum zwischen der Bönninghardt und den Labbecker Bergen, als auch denjenigen zwischen diesen und den Heesenbergen, wogegen es ihm zwischen den letztern und dem Xantener Berge nur gelang, einen kleinen Sattel auszuspülen. Es entstanden also hier wiederum zwei Arme, von denen der östliche in das Maasgebiet eindrang, der nördliche im Rheingebiete verblieb. Die von Süden nach dem Norden führende Hügelkette unseres Kreises bot demnach dem Wasser einen doppelten Ausweg zur Maas, den einen breiteren zwischen dem Oermter Berge und der Bönninghardt, den anderen schmaleren zwischen dieser und den Labbecker Bergen.