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von den allgemeinen Verhältnissen des Niederrheins bedingen könnten. West- und Nordwestwinde herrschen vor.

Obwohl in den letzten zwanzig Jahren viele Waldungen ausgerodet worden sind, so ist doch hiervon ein nachtheiliger Einfluß auf das Klima nicht bemerkt worden: einestheils nämlich konnten diese Waldungen bei der offenen Lage des Kreises nach Norden und Osten vor den aus diesen Himmelsrichtungen wehenden Winden nicht erheblich schützen; anderntheils hat unsere Gegend eher Überfluß, als Mangel an Feuchtigkeit, weshalb es des längeren Festhaltens der Nässe in den Waldungen weniger als anderswo bedarf.

Durch Hagelschlag hat unser Kreis in den letzten Jahren mehr, als früher gelitten. Es hagelte am 11. Juni 1859 in Wallach und Ginderich, am 18. Mai 1860 in Bornheim, Vierbaum und Budberg, am 9. Juni 1861 in Hörstgen, auf der Saalhofer, Alpener, Issumer, Veener und Sonsbecker Bönninghardt, in Hamb, Veen, Labbeck, Ursel, Willich, Hochbruch und Lüttingen; ferner am 14. Juni 1861 in Camperbroich.

Im Allgemeinen können die klimatischen Verhältnisse unseres Kreises als günstig bezeichnet werden; sie gestatten, mit Ausnahme des Weines, den Anbau aller landwirthschaftlichen und forstlichen Gewächse, welche im Preußischen Staate überhaupt gezogen werden. Zwar hat man nach urkundlichen Nachrichten früher in Camp, und angeblich auch auf den Rheurdter Bergen Wein gebaut: es ist indeß nicht bekannt, von welcher Qualität derselbe gewesen ist. Die Erndte der Winter- und Sommerhalmfrüchte reiht sich gewöhnlich aneinander und fällt in die Zeit von Mitte Juni bis Mitte September. Die Heuerndte findet in der zweiten Hälfte des Juni oder der ersten des Juli statt. Die Frühjahrsbestellung beginnt im Anfang oder Mitte April, und dauert, mit Einschluß der Buchwaizensaat bis Mitte Mai; die Herbstbestellung findet in der Zeit vom September bis zum halben Oktober, in den höheren leichteren Lagen auch bis zum November statt.


IV. Bevölkerung.

Bevölkerungsstatistische Untersuchungen setzen, namentlich wenn sie sich auf einen nur kleinen Bezirk erstrecken, sorgfältige, eine längere Reihe von Jahren umfassende Beobachtungen voraus, sofern sie zuverlässige Resultate liefern sollen. Leider stehen uns derartige Beobachtungen nur für wenige Jahre zu Gebote. Da der Kreis Moers erst zu Ende des Jahres 1857 aus Bestandtheilen zweier Kreise gebildet worden ist, so fehlt uns außer einigen allgemeinen Angaben über die Seelenzahl der einzelnen Bürgermeistereien alles auf frühere Jahre bezügliche Material. Wir besitzen demnach nur die statistischen Tabellen über die Volkszählungen vom 3. Dezember 1858 und vom 3. Dezember 1861, die Übersichten der Veränderung in der Bevölkerung von 1858–61, und die s. g. Bevölkerungslisten, enthaltend Angaben über die Geborenen, Getrauten und Gestorbenen, aus den Jahren 1857 bis 1861. Von letzteren können aber Mangels der Volkszählungslisten von 1855 im Wesentlichen nur diejenigen von 1859 bis 1861 nutzbar gemacht werden. Wenn demnach das in den folgenden Abschnitten Mitgetheilte sich der Hauptsache nach auf die letzten drei Jahre beschränkt, so muß davor gewarnt werden, daß man die sich ergebenden Resultate als allgemein für unsern Kreis gültige Regeln ansehe. Die Regel ergibt sich erst aus dem Durchschnitt einer längeren Reihe von Jahren: die Ergebnisse kürzerer Perioden bilden mehr oder minder Ausnahmen, und erst in Zukunft fortgesetzte Beobachtungen werden ermessen lassen, wie weit sich dieselben von der Regel entfernen.

Die nachfolgende Tabelle enthält die Angaben über die Seelenzahl in den einzelnen Bürgermeistereien des Kreises, wie solche bei den Zählungen von 1798, 1843, 52, 55, 58 und 61 ermittelt worden ist.