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Es war hiernach im Mittel der drei Jahre 1853–61 das Verhältniß der Trauungen zur Bevölkerung wie 1 : 141,48. In Preußen betrug das Verhältniß in den Jahren 1844–53 1 : 115,01. Sind diese Zahlen einigermaßen constant, so werden demnach in Preußen im Vergleich mit der Bevölkerung ungefahr 23% mehr Ehen geschlossen, als im Kreise Moers. Die Ursache dieser bedeutenden Verschiedenheit liegt unverkennbar in der zahlreichen Auswanderung von Personen beiderlei Geschlechts, welche sich im heirathsfähigen Alter befinden, und in dem oben schon erwähnten bäuerlichen Erbfolgesystem. Übrigens ist der Unterschied der Heirathsfrequenz in Preußen und im Kreise Moers (ca. 23%) weit größer, als der Unterschied des Procentsatzes der Verheiratheten unter der Bevölkerung (ca. 4%; siehe oben unter Abschnitt IV bei der Erwähnung des Familienstandes.) Streng genommen ist zwar der Zeitraum von 3 Jahren zu kurz, um aus den Ergebnissen desselben für einen kleinen Bezirk statistische Regeln herzuleiten; auch können verschiedene Heirathsfrequenzen, welche unter Zugrundelegung verschiedener Zeiträume ermittelt sind, wenn es auf große Genauigkeit ankommt, nicht wohl untereinander verglichen werden: nichtsdestoweniger gestatten die mitgetheilten Prozentsätze den Schluß, daß der Abzug aus dem Kreise etwa in den letzten 20 Jahren constant zugenommen hat, indem dieselben sonst nicht in diesem Maaße differiren könnten. – Da wir nur die Bevölkerungslisten bis rückwärts 1857 besitzen, so können wir die Zahl der Trauungen aus 1859–61 nicht mit derjenigen aus früheren Jahren vergleichen. Wir müssen uns demnach mit der Angabe begnügen, daß im Jahre 1858 471 Paare getraut worden sind, also erheblich mehr, als in den Jahren 1859–61. Vielleicht möchte sich demnach die Heirathsfrequenz, wenn man längere Zeiträume vergleichen könnte, etwas höher herausstellen, als eben angegeben worden.

Nach den Confessionen gesondert wurden Ehen geschlossen:

im Jahre   von Katholiken   von Evangelischen   von Juden
1859 216 203 2
1860 214 204 2
1861 206 188 4
1859–61 636 595 8

Hiernach beträgt die Heirathsfrequenz bei den Katholiken 1 : 148,10, und bei den Evangelischen 1 : 132,14. Auch hier spricht sich der schon mehrfach hervorgehobene Unterschied zwischen dem nördlichen und dem südlichen Kreistheile deutlich aus.

Nachstehend folgt die Übersicht der in den letzten drei Jahren geschlossenen gemischten Ehen. Dieselben sind oben theils den katholischen, theils den evangelischen Ehen zugerechnet worden, je nachdem die Trauung durch einen katholischen oder einen evangelischen Geistlichen vollzogen worden war.

Zahl der geschlossenen gemischten Ehen wo der Bräutigam
Jahrgang evangelisch war katholisch war Summa
1859 5 2 7
1860 4 8 12  
1861 4 3 7
1859–61 13   13   26  

Zur Ermittelung der sogenannten relativen Heirathsfrequenz, d. h. des Verhältnisses der neu geschlossenen zu den durch Tod oder Scheidung aufgelösten Ehen, entbehrt das vorhandene Material der nöthigen Vollständigkeit und Zuverlässigkeit. Da Scheidungen nicht vorgekommen sind, so käme es blos darauf an, die Zahl der durch den Tod aufgelösten Ehen zu kennen. Allein wir wissen nur aus dem Jahre 1861, wieviel Verheirathete gestorben und also wieviel Ehen gelöst worden sind; die Bevölkerungslisten von 1859 und 60 enthalten hierüber nichts. Wenn man nun wüßte, wieviel Ehen bei den Zählungen von 1858 und 62 vorhanden gewesen wären, so könnte man durch Vergleichung mit der Zahl der von 1859–61 geschlossenen Ehen die Zahl der gelösten Ehen wenigstens annähernd bestimmen. Allein in unseren statistischen Tabellen ist nur die Zahl der Verheiratheten, nicht aber diejenige der vorhandenen Ehen angegeben. In Folge der oben mitgetheilten Bestimmung der Zählungsinstruction, wonach solche Personen, welche auswärts in Arbeit stehen und schlafen, obwohl sie hier mit ihrer Familie wohnen, hier nicht gezählt werden, kann es kommen, daß die Zahl der Ehen von der Hälfte derjenigen der gezählten Verheiratheten weit abweicht. Am 3. Dezember 1861 wurden als in der Ehe lebend gezählt 9325 Männer und 9357 Weiber; am 3. Dezember 1857 dagegen 9462 Männer und 9604 Weiber. Sieht man von der unbekannten, aber jedenfalls geringen Zahl derjenigen hier in Arbeit stehenden