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Fund sich ergab. Eine andere, aus dem geheimen Commerzien-Rath Freiherrn von Diergardt zu Viersen, dem Kaufmann Ferdinand Stein zu Rheydt und dem Handelskammer-Präsidenten Königs zu Dülken bestehende Gesellschaft erbohrte im August 1855 bei Rheinhausen in 313 Fuß Teufe ein 17 Zoll mächtiges Flötz von magerer Flammkohle, im Jahre 1856 bei Asterlagen in 489 Fuß Teufe ein 18 Zoll mächtiges und in 497 Fuß Teufe ein 46 Zoll mächtiges Kohlenflötz mit 6 Zoll Bergmittel.

Auf Grund dieser Aufschlüsse wurde dem geheimen Commerzienrath Haniel durch Urkunde vom 11. Februar 1857 die Steinkohlen-Concession Rheinpreußen in einer Feldesausdehnung von 20.654.150 Quadratlachtern in den Bürgermeistereien Homberg, Emmerich, Baerl, Orsoy, Budberg, Neukirchen, Moers, Repelen, Capellen und Vierquartieren, der durch den Rittergutsbesitzer von Rath zu Lauersfort vertretenen Gesellschaft durch Urkunde vom 29. Juni 1857 die Steinkohlen-Concession Verein in einer Flächen-Ausdehnung von 14.051.835 Quadratlachtern in den Bürgermeistereien Moers, Neukirchen, Vluyn, Repelen, Capellen, Rheurdt, Vierquartieren, Friemersheim, Bockum, St. Hubert, St. Tönisberg und Hüls, und dem geheimen Commerzienrath Freiherrn von Diergardt, Kaufmann Ferdinand Stein und Handelskammer-Präsidenten Königs durch Urkunde vom 16. Januar 1857 die Steinkohlen-Concession Diergardt in einer Feldesausdehnung von 7.346.536 Quadratlachtern in den Bürgermeistereien Homberg, Emmerich, Moers und Friemersheim ertheilt.

Versuche zur Ausrichtung des Kohlengebirges Behufs Eröffnung des Grubenbetriebes sind bisher nur im Felde der Steinkohlen-Concession Rheinpreußen in folgender Weise gemacht worden.

Im Monat Mai 1857 ging man in der Nähe des bei Homberg niedergebrachten Bohrloches mittelst einer mit einem gußeisernen Schuh versehenen Senkmauer von 30 Fuß äußeren und 243/4 Fuß inneren Durchmessers und mit Handbaggerarbeit nieder und erreichte im Laufe eines Jahres eine Teufe von 70 Fuß, bei welcher der Schacht nicht mehr sank. Die Wasser wurden hierauf mittelst einer 140pferdigen Wasserhaltungs-Maschine gesümpft, worauf wiederholte Durchbrüche des Gebirges folgten, und ein zweiter, aus Gußeisen hergestellter Senkschacht eingesetzt wurde, dessen Niedergehen mit Sümpfen und Arbeiten auf der Schachtsohle zu bewerkstelligen versucht wurde. Da indessen diese Arbeit in Folge der wiederholten Durchbrüche des Gebirges nicht fortschritt, so wurde der eiserne Schacht entfernt, dagegen aber ein zweiter Mauerschacht mit einem innerem Durchmesser von 12 Fuß eingebaut, und durch Baggern mit einem Sackbohrer, welcher durch eine 18pferdige Dampfmaschine bewegt wurde, ohne Wasserhaltung zu senken versucht. Es gelang, diesen Schacht vom Monat März 1859 bis zum April 1860 bis zu 240 Fuß Teufe niederzubringen, worauf derselbe trotz eines mittelst hydraulischer Pressen erzeugten bedeutenden Übergewichtes nicht mehr sank. Versuche, die Schachtsohle zu verdichten und den Schacht unter Wältigung der Wasser weiter abzuteufen, blieben ganz erfolglos, da das Gebirge wiederholt durchbrach und im Schachte bis zu einer Höhe von 60 Fuß aufstieg. Im Juni 1860 wurde ein gußeiserner Senkschacht von 132/3 Fuß lichten Durchmessers eingebaut und die Bohrarbeit wieder begonnen. Der neue Schacht sank bis zu 251 Fuß Teufe, wo eine 9 Fuß mächtige Schicht grober Gerölle dem weiteren Niedergang entgegen trat. Versuche, die Gerölleschicht mit einem Meißelbohrer zu durchbrechen, blieben anfänglich erfolglos, gelangen aber nach theilweisem Sümpfen und mehrmaligem Durchbruch des Gebirges im Schachte so weit, daß derselbe bis zu 291 Fuß Teufe sank, wo ein Bruch des Schachtschuhes bemerkbar wurde. Es gelang zwar noch, den Schacht mit abwechselndem Verbohren und theilweisem Sümpfen bis zu 305 Fuß Teufe zu senken, die weitere Vertiefung wurde aber durch einen im August 1861 eingetretenen Durchbruch des Gebirges gehemmt, mit welchem Auskesselungen des Gebirges um den Schacht und Aufsteigen desselben in letzterem, auch wiederholte Brüche der eisernen Schachtringe verbunden waren. Man versuchte hierauf die zerbrochenen Schachttheile mittelst besonderer Fang-Instrumente zu Tage zu holen, und hat diese Arbeit, welche einem weiteren Abbohren vorhergehen muß, da der Sackbohrer nicht mehr tiefer eindringen kann, zur Zeit noch nicht vollendet.

Es wäre voreilig, die Folgen vorherzusagen, welche sich an einen großartigen Betrieb des Kohlenbaues in hiesiger Gegend knüpfen würden. Soviel dürfte jedoch unausbleiblich sein, daß neben einer vielleicht besseren Verwerthung der kleineren Produkte der Landwirthschaft eine bedeutende Steigerung der Löhne eintreten würde.

Aus der Tabelle der Fabriken und der vorherrschend für den Großhandel beschäftigten Gewerbsanstalten theilen wir folgende Auszüge mit.

I. Zubereitung von Spinnstoffen, Maschinenspinnereien und Zwirnereien.

Maschinenspinnereien in Baumwolle gibt es 2, davon

     eine in Moers mit 4863 Feinspindeln, 96 männlichen und 91 weiblichen Arbeitern,
     eine in Xanten " 400 " 2 " " 4 " "

Watten- und Dochtfabriken 4, und zwar