eine Sage, welche von Gene-
ration zu Generation übergehet,
und durch ihr Alter, bei der
in der Aufklärung noch etwas
zurückstehenden Volksklasse
dieser Gegend, den höchsten
Grad der Glaubwürdigkeit er-
halten hat. Nahe an dem, zum
gräfl. Erbachischen Amte Rei-
chenberg gehörigen, Dorfe Ober-
kainsbach, liegen auf einem
Berge die Trümmern[1] eines
vom Alter zerstörten Schlosses,
Schnellerts genannt. Gegen
über, eine Stunde davon, in
einer schauerlich-romantischen
Gegend, in der großen Roden-
steiner Mark, lebten ehemals
gewisse Herrn[2] von Rodenstein,
deren Geschlecht in der männ-
lichen Linie erloschen ist. Noch
sind die Ruinen der alten Burg
zu sehen, ein mächtiges Raub-
schloß, dessen letzter Besitzer,
durch Reichthum und Menge
seiner reisigen Knechte, über
die Gegend ein gewisses furcht-
bares politisches Uebergewicht
behauptete, und die Nachbarn
weit umher befehdete. Er war
durch ritterliche Thaten das
Wunder der Gegend geworden;
Grimms deutsche Sagen 1816. Rodensteins Auszug.
Nah an dem zum gräflich
erbachischen Amt Reichenberg
gehörigen Dorf Oberkainsbach,
unweit dem Odenwald, liegen
auf einem Berge die Trümmer
des alten Schlosses Schnellerts;
gegenüber eine Stunde davon,
in der rodsteiner Mark, lebten
ehemals die Herrn von Roden-
stein, deren männlicher Stamm
erloschen ist. Noch sind die
Ruinen ihres alten Raubschlosses
zu sehen.
Der letzte Besitzer desselben
hat sich besonders durch seine
Macht, durch die Menge sei-
ner Knechte und des erlangten
Reichthums berühmt gemacht;
von ihm geht folgende Sage.