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Reinhold Steig: Zur Entstehungsgeschichte der Märchen und Sagen der Brüder Grimm. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen

sein Andenken lebt noch bis
auf den heutigen Tag fort; sein
Schicksal hat ihn bestimmt, zu
gewissen Perioden unsichtbar
aus der Geisterwelt hervor zu
treten, der Verkündiger von
Krieg und Frieden zu werden,
und im Reiche des Aberglau-
bens Erwartungen der Dinge,
die da kommen sollen, zu er-
regen. Droht Kriegsgefahr, und
der Tempel des Janus[1] ist ge-
schlossen, so zieht Rodenstein
von seinem gewöhnlichen Auf-
enthaltsorte, Schnellerts, bei
grauender Nacht, mit Rossen
und Hunden in Gefolg seines
Hausgesindes und unter dem
Schmettern der Trompeten,[2] von
der verfallenen Burg. Er nimmt
seinen Weg durch Hecken[3] und
Gesträuche, durch die Scheuer
Simon Daums[4] zu Oberkains-
bach nach dem Rodenstein, um,
wie die Legende sagt, „gleich-
sam als ob er flüchten und das
Seinige in Sicherheit bringen
wolle.“ Dorten[5] verweilt er;













Wenn ein Krieg bevorsteht, so

zieht er von seinem gewöhn-
lichen Aufenthaltsort Schnellerts
bei grauender Nacht aus, be-
gleitet von seinem Hausgesind
und schmetternden Trompeten.


Er zieht durch Hecken und
Gesträuche, durch die Hofraithe
und Scheune Simon Daum’s zu
Oberkainsbach bis nach dem
Rodenstein, flüchtet gleichsam,
als wolle er das seinige in
Sicherheit bringen. Man hat
das Knarren der Wagen und
ein ho! ho! Schreien, die Pferde
antreiben, ja selbst die einzelnen
Worte gehört, die einherziehen-
dem Kriegsvolk vom Anführer
zugerufen werden und womit


  1. KA: der Tempel Janus
  2. K: mit Rossen, Hunden, in Gefolge seines Hausgesindes und dem Schmettern der Trompeten – A ebenso, hat jedoch noch: und unter dem Schmettern
  3. KA: durch die Hecken
  4. KA: durch die Scheune des Simon Daums
  5. KA: „Rodenstein, gleichsam (wie die Legende Legende sagt) als ob er flüchten und das Seinige in Sicherheit bringen wolle“; dort
Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Zur Entstehungsgeschichte der Märchen und Sagen der Brüder Grimm. In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen. Georg Westermann, Braunschweig 1907, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Entstehungsgeschichte_Maerchen_Sagen_Grimm.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)