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kommen, auch da es sehr leicht ist so bitte ich daß sie die Bilder auf den Schloß zu sehn kriegen wenigstens Minchen[1] die nicht faul dazu seyn wird, es pflegte im Hotel de Russie ein guter Lohnlaquai zu seyn der es zu veranstalten weiß, wenn Du die großstätischen Merkwürdigkeiten ihnen ein wenig aufzählen kannst so können sie sich ja aussuchen ich bitte nur daß Du mirs nicht übel nimmst und mich bey Gelegenheit nicht verschonst wenn ich Dir auf eine solche Art dienen kann.

Ich mahle hier meine Eltern wo mein kleiner Siegmund und Jacob seiner hier mit darauf sind wobey ich noch ziemlich viel zu thun habe, herzlich gerne sähe ich Dich einmahl wieder was Du mit Deiner Frau und den lieben Kindern machst mein Kleiner ist ein fixer junge läuft schon allermeist und fängt an zu sprechen. Besser in Hamburg hat auch wieder ein klein Töchterchen, – zu künftigen Sommer könnte es sich gefügen, daß wir uns auf einige Tage wiedersähen, gieb mir doch in wenig Zeilen einige Nachricht von Dir, ich mag noch wol bis Anfang October hier bleiben, wenigstens bitte ich mir sagen zu laßen ob Du nichts von Tieck gehört hast.

Ich bin einige Tage mit meinem Vater in Gr[eifswald] auf dem Landtag gewesen, der noch dort ist als Deputirter und wir wißen noch nicht was vorgehen und wann es beendigt seyn wird, es ist jetzt in allen Landen schlimm und wann wird das gute kommen. Grüße Deine liebe Frau von mir und Pauline aufs herzlichste und Verzeihe mir wenn ich Dir mit meiner Bitte zu sehr belästige

Dein getreuer
P. O. Runge.     

Dieser Besuch seiner Schwester und ihrer Kinder in Berlin aber führte, unabsichtlich auf beiden Seiten, zu einer Trübung der Freundschaft zwischen Runge und Reimer, die niemals mehr ganz beseitigt werden konnte. Im Reimerschen Hause, wie es scheint, machte ein Hofprediger die Bekanntschaft der ältesten Nichte Runges, Wilhelmine Hellwig; und Reimer übernahm es nach der Abreise, einen Antrag des Hofpredigers zu übermitteln. Sowohl die Mutter, wie Otto Runge, der sich gerade in Dahlen aufhielt, lehnten in zwei zusammengehörigen Briefen (Dahlen, 16. März 1807) den Antrag ab. Ich verfolge dies nicht weiter, sondern gebe aus Runges Briefe nur die eine Stelle allgemeineren Wertes: „Ich habe mich sehr gefreut, Lieber, was die Kinder mir von Dir und Deinen Kindern, Frau und Freunden erzählt wir sind auch . . wohl und gesund durch diese trübseelige Zeit durchgekommen im Vaterlande geht es außer wo die Armee steht noch ziemlich gnädig, im Verhältniß von andern ab, die Zeit ist aber im höchsten Grade drückend und wie wirds noch werden, ich hoffe vom Himmel etc.“

Von Dahlen ging Runge mit den Seinigen nach Hamburg weiter, wo er nun, ohne noch einmal fortzureisen, für die wenigen ihm beschiedenen Lebensjahre verblieb. Von hier aus schrieb er, nach langer Pause von Reimers Seite, an diesen:


  1. Runges Schwestertochter Wilhelmine Hellwig, später Frau des Freiherrn von Langermann.
Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Zu Otto Runges Leben und Schriften. Fromme, Leipzig und Wien 1902, Seite 664. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Runges_Leben_und_Schriften.djvu/5&oldid=- (Version vom 29.9.2019)