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Seite:Steig Runges Leben und Schriften.djvu/6

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Hamburg den 26 Januar 1808     

 Liebster Freund

Ich hätte sehr gern einmahl wieder einige Nachrichten von Dir wie Du mit den Deinigen in dieser Zeit lebst, kürzlich habe ich durch meinen jüngsten Bruder und Stavenhagen von Dir gehört und so artet diese Neugierde in einen Brief aus.

Ich hoffe daß Du wegen meines lezten Briefes aus Mecklenburg in einer so wunderlichen Sache nichts gegen mich haben wirst, und zweifle keinen Augenblick daß wenn wir uns einmahl wiedersprechen ich mich eben so offen und frey gegen Dich stehen kann wie sonst – ich bin mit meiner Frau Kind und meiner Schwester vorigen Frühling durch den Krieg glücklich hergekommen,[1] und haben seit der Zeit noch ein klein Mädchen und sind alle woll – ich wohne nun mit meinen Bruder zusammen, welcher sich von seinen Associers getrennt hat, da dieses nebst Umziehn vielerley Geschäfte veranlaßte die außer den gewöhnlichen lagen so habe ich öfters mit eingreifen können und da wir nun ziemlich zur Ruhe sind so arbeite ich an meinen Sachen nun fort.

Ich habe jetzt nur eine Beschäftigung nemlich meine 4 Blätter auszuarbeiten, nemlich die Gedanken welche darin als Ahndung liegen durch die Farben und der vollendeten Ausarbeitung der Gestalten so bestimmt und algemein wie möglich darzustellen, es mögte Dir vieleicht wie andern bey einer eigentlichen Umarbeitung und Erweiterung dieser Blätter bange werden, ich hoffe aber daß es jeden auf eine ähnliche weise befriedigen wird wie unsern Freund Steffens der Morgen mit seiner Frau von hier reist, ich schriebe Dir sehr gerne darüber wenn ich es könnte und so gut wie ich Gedult haben muß solche auszuarbeiten so gut kanst Du es auch – Es hat für mich auf eine sehr woltätige weise gewirkt mit Steffens diesen Sommer öfters zusammen getroffen zu haben, und besonders Genaue verständigung über unsern gemeinschaftlichen Zweck – es würde mir aber sehr großes Vergnügen machen zur rechten Zeit Tieck wieder zu sprechen, da ich nicht zweifle daß er Endlich aus einer unentschloßenheit heraus kömmt, die so üble folgen für viele hat. (Folgt die Bitte um eine Besorgung.)

Ich wünsche daß Deine Frau und Kinder frisch und gesund sind, Pauline und meine Schwester grüßen mit mir, zu Hause sind noch alle wohl auch die die kürzlich erst geboren sind woran es nicht fehlt schreibe mir bald einmahl und vergiß mich nicht ganz

Dein
P. O. Runge.     

Jetzt erst antwortete Reimer, wie ersichtlich, noch immer böse über die Zurückweisung des von ihm vermittelten Heiratsantrages, worauf nun Runge:

Hamburg den 25 März 1808.     

 Lieber Freund

Ich will gern meine Ungeschicklichkeit im Schreiben eingestehen aber nicht daß ich mich in der sache geirrt hätte – –

Daß Du Stavenhagen kennen gelernt ist mir sehr lieb noch lieber daß sich bey dieser Gelegenheit er und Klinkowström näher berührt haben, denen nun der Schuh beyde auf eynerley Art drückt, man muß sich gebärden wie man kann . .


  1. Das heißt: von Wolgast nach Hamburg zwischen den feindlichen Armeen hindurch, vgl. Hinterlassene Schriften 2, 503, wo indessen in dem Datum des 15. April, als des Tages der Abreise von Wolgast, ein Irrtum stecken muß, oder es wäre anzunehmen, daß Runge von Dahlen nochmals erst nach Wolgast zurückgekehrt wäre.
Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Steig: Zu Otto Runges Leben und Schriften. Fromme, Leipzig und Wien 1902, Seite 665. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Runges_Leben_und_Schriften.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)