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„Ja, es ist wirklich heißer, als wir es sonst um diese Zeit haben –“ erwiderten kleinlaut zwei oder drei Weiber. Und das Gespräch stockte.

„Es waren heut sechzig Grad –“ kam es von Staschek her, der mit den Kindern im Winkel hockte.

„Unsinn –“ gab Awrum zurück. Um aber den Faden nicht zu reißen, fragte er, sich an Staschek wendend: „Woher weißt du das?“

Aber Staschek, um dessen Stirne acht junge Jahre wie acht Füllen spielten, schwieg.

Dem Alten war das Schweigen nicht lieb. Denn in stauenden Fluten lagerte sich die Angst auf der Oberfläche der Stille.

Er zog darum seine große silberne Uhr umständlich aus der Westentasche, drehte daran und tupfte mit den Fingern an der Kette entlang. „Es ist halber zehn die Uhr –“ sagte er, um den Bann des Geängstetseins zu brechen. Man hörte, wie das Räderwerk ticktackte. Ticktack, ticktack, ticktack. Dann schien’s, wie wenn das Ticktacken mit einemmal in die Tiefe des Schweigens eingesickert wäre. ...

Man hörte den Herzschlag der Stille – – –

Und dann kams, wie wenn eine Hand kleine, weiße Perlen an die Fensterscheibe würfe. Ein kurzes, silbernes Pochen. Im Zimmer zuckten sie zusammen. Alle zugleich, wie wenn sie sich an Händen hielten und einen Stoß erführen. Was war das nur? Sie horchten gespannt auf. Ihre bleichen Gesichter hatten etwas Fahles, Eckiges in diesem Augenblick bekommen.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)