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ganz zaghaft, als wartete sie, daß die anderen ihr den Glauben an ihre eigenen Worte einredeten.

Die Kinder im Winkel waren wieder eingenickt. Sie schnarchten wie Alte und redeten durch den Schlaf. Ihre vagen Worte huschten gespensterhaft wie rumpflose Häupter durch das Zimmer. Auch von den Frauen war manche mit ihrer Angst in einen unruhigen Halbschlaf geraten.

Awrum war vom Auslug fort. Er ging im Zimmer auf und ab und hauchte sich in die Hände. Es mochte schon Mitternacht sein und man fühlte den Herbst. Zuweilen trat er an den Winkel zu den Kindern. Sah in ihre kleinen, von Angst geschmälerten Gesichter, und wie sich alle schlafend an den Händen hielten. Er sah sie schweigend an und dachte: „Eine traurige Welt, wenn Kinder sich vor Menschen fürchten –“.

Dann knallte es los. Heftig, hell und laut nacheinander. Teck! teck! teck! – Wie kurze, brennende Stundentage rann es in die Nacht.

Seit den Wahlen von neunzehnhundertelf hatten sie keine Schüsse gehört. Aber sie wußten, was Schüsse sind.....

Awrum blieb starr stehen. Die Weiber schnellten erschüttert in die Höhe und schrieen gellend auf: „Gott! unsere Kinder!“ und liefen durcheinander zu den Kleinen, die durch den Schlaf wimmerten.

Awrum gab’s einen Ruck. Aufrecht wie ein Pappelstamm blieb er vor ihnen stehen.

„Schweigt!“ – fuhr er sie an – „oder schert euch fort! Euer Gejammer wird uns alle hier verderben!“

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Sternbach: Wenn die Schakale feiern. Weckruf-Verlag, Weimar 1917, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:SternbachWennDieSchakaleFeiern.pdf/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)